Alle Artikel der Rubrik "Aktuelles"

Tagesthemen-Kommentatorin Anja Reschke klagt: Flut von Hasskommentaren – mit Klarnamen

Geschrieben am 7. August 2015 von Paul-Josef Raue.

Wenn ich mich jetzt hier hinstelle und öffentlich sage: Ich finde, Deutschland soll auch Wirtschaftsflüchtlinge aufnehmen – was glauben Sie, was dann passiert? Es ist nur eine Meinung, die darf man äußern. Schön wäre also, wenn darüber sachlich diskutiert würde. Aber so würde es nicht laufen. Ich bekäme eine Flut von Hass-Kommentaren. ‚Scheiß Kanaken, wie viel wollen wir noch aufnehmen, sollen abhauen, soll man anzünden …‘, all sowas halt. Wie üblich.

Das kennen viele Journalisten: Sie haben eine klare Meinung zu brisanten Fragen, ob Ukraine oder Flüchtlinge, schon bahnt sich im Netz der Hass einen Weg nebst Verschwörung jeder Art. Anja Reschke, die auch „Panorama“ moderiert, entdeckt eine irritierende Veränderung. Die Menschenverächter zeigen ihr Gesicht.

Bis vor kurzem haben sich solche Kommentatoren noch hinter Pseudonymen versteckt. Aber mittlerweile wird sowas längst unter Klarnamen veröffentlicht. Anscheinend ist das nicht mal mehr peinlich. Im Gegenteil, auf Sätze wie ‚Drecks-Pack, soll im Meer ersaufen‘ bekommen sie ja auch noch begeisterten Zuspruch und eine Menge Likes. Wenn man bis dahin ein kleiner rassistischer Niemand war, fühlt man sich da natürlich plötzlich ganz toll…

Wenn die Rassisten schon ihren Namen nennen, wird es – so Anja Reschke – gefährlich. „So kann es nicht weitergehen“, kommentiert sie, verweist auf Staatsanwälte und Richter, die einen  Facebook-Hetzer aus Bayern schon zu einer Geldstrafe verurteilt haben. Doch das reiche nicht:

 Die Hass-Schreiber müssen kapieren, dass diese Gesellschaft das nicht toleriert. Wenn man also nicht der Meinung ist, dass alle Flüchtlinge Schmarotzer sind, die verjagt, verbrannt oder vergast werden sollten, dann sollte man das ganz deutlich kundtun. Dagegen halten, Mund aufmachen. Haltung zeigen, öffentlich an den Pranger stellen..  Ich glaube, es ist mal wieder Zeit.

Solch ein Kommentar wirkt schon: Viele reagieren im Netz, die meisten zustimmend.

Wir oben, ihr unten: Häme der „Qualitätszeitungen“ über die in der Provinz

Geschrieben am 7. August 2015 von Paul-Josef Raue.
0 Kommentare / Geschrieben am 7. August 2015 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, Lokaljournalismus.

Zeitung-Bashing – gibt es dafür  ein ansprechendes deutsches Wort? Zeitungs-Häme vielleicht? Die schütten überregionale Zeitungen gerne über Regionalzeitungen aus, die aus der Provinz.

In einem Nebensatz wird in der Süddeutschen Zeitung –  kurz, kräftig und böse – die Leipziger Volkszeitung in die Ecke gestellt: „eher traurig-monopolistisch“, lautet das Urteil. Wann hat sich einer der „Qualitäts“-Redakteure schon einmal intensiv mit den Regionalzeitungen auseinandergesetzt? Mit den 313 lokalen und regionalen Zeitungen, die täglich rund 13 Millionen Exemplare verkaufen (im Vergleich zu den Qualitätszeitungen: 1,2 Millionen – wobei die an ihren Standorten auch Regional- und Lokalzeitungen sind, wenn auch meist als zweiter Sieger)?

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Quelle: Süddeutsche Zeitung, 5. August 2015, „Nachwuchssorgen“ von Cornelius Pollmer

Ein Chefredakteur stöhnt (zu Recht): „Früher, als…“

Geschrieben am 6. August 2015 von Paul-Josef Raue.

 Früher, als ich noch Journalist und nicht Chefredakteur war…

Unkommentiert.

Kurt Kister schreibt so im „Spreebogen“, der vielleicht besten, auf jeden Fall am besten geschriebenen Polit-Kolumne aus Berlin. Kister hat sie lange verfasst und dann, als er Chefredakteur der Süddeutschen wurde, an Nico Fried abgegeben (der kongenial weiterschreibt). Da Fried im Urlaub ist, schreibt noch einmal Kister. Wunderbar.

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Quelle: SZ 1. August 2015

Auf Ministerpräsident Ramelows Facebook-Seite: Hat OTZ-Chefredakteur beim „Völkischen Beobachter“ gelernt?

Geschrieben am 4. August 2015 von Paul-Josef Raue.

Darf man über den Chefredakteur einer deutschen Regionalzeitung urteilen: “ Ich habe den Eindruck, er hat sein Handwerk beim ‚Völkischen Beobachter‘ gelernt.“ Ja, auch wenn Staatsanwälte mittlerweile Ungeheuerliches tun, würden sie in diesem Fall nicht einschreiten.

Darf ein Ministerpräsident einen solchen Kommentar auf seiner Facebook-Seite dulden? Ungelöscht und unkommentiert? Ja, auch das ist nicht verboten. Aber schon bemerkenswert.

Bodo Ramelow ist der deutsche Ministerpräsident, der am meisten twittert, retweetet, kommentiert, lobt und tadelt und auf Facebook schreibt und – so drängt sich der Eindruck auf – weniger regiert als unterwegs ist in den sozialen Netzwerken. Aber das kann ja die Regierung der Zukunft sein.

Bodo Ramelow, der Sozialist aus Thüringen, zeigt auch gerne den Journalisten, wo es lang geht. Er ruft schon mal beim Nachrichtensprecher des MDR an und weist ihn an, wie er eine Nachricht zu formulieren hat – so jedenfalls wird im Funkhaus erzählt; er schreibt einen Kommentar gegen einen Kommentar des Chefredakteurs der Ostthüringer Zeitung. Unter der Überschrift „Regierung fern des Rechts“ hatte Chefredakteur Riebartsch die Flüchtlingspolitik von Rot-Rot-Grün in Thüringen scharf kritisiert.

Ramelow schreibt dazu auf Facebook: „Es wird immer verrückter. Jetzt behauptet der OTZ-Chefredakteur einfach wahrheitswidrig, dass die Thüringer Landesregierung die Rechtslage nicht einhalten würde.“ Darüber hinaus macht Ramelow den Journalisten indirekt für anschwellenden Fremdenhass verantwortlich: „So wird die Stimmung einfach mit Unwahrheiten angeheizt.“

Solch eine Replik dürfte zumindest ungewöhnlich sein.

Und um diesen Kommentar, auf Ramelows persönlicher Facebook-Seite veröffentlicht, geht es. Kaum erschienen, vergleicht ein Sympathisant den OTZ-Chefredakteur mit dem  Nazi-Hetzblatt Völkischer Beobachter, dessen Chefredakteur nach dem Krieg wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit hingerichtet wurde. Bodo Ramelow, der sonst schnell kommentiert,  lässt laufen.

Der Eintrag steht seit dem 1. August auf Ramelows Facebook-Seite. Aus einem anderen der vielen Kurzkommentare spricht  freundschaftliches Mitleid mit Ramelow: „Es ist doch schlimm, mit welchem Blödsinn Du Dich leider beschäftigen musst!!!“

Keiner der Tweets findet den Nazi-Hetzblatt-Vergleich zumindest unpassend. Immer wieder wird dagegen suggeriert, dass Personen, die die Flüchtlingspolitik der Landesregierung kritisch sehen, Fremdenhass förderten. Eine Frau schreibt: „Hauptsache, die Stimmung wird weiter gegen Asylsuchende angeheizt, … wissen die Menschen wie dieser Redakteur eigentlich, was sie da tun?“

Eine weitere Frau merkt an: „Unverschämt!!! Solche Schreiberlinge entlassen und als Sachbearbeiter in einem Asylbewerberheim einstellen, aber gleich noch einen Verantwortlichen daneben, damit er dort keinen Unfug mehr anstellen kann.“

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Berichterstattung und Kommentar in der Thüringer Allgemeine 5. August 2015

 

 

Alternativlose Bullenscheiße: Der „Friedhof der Wörter“ über den Bullshit

Geschrieben am 1. August 2015 von Paul-Josef Raue.

Das Wort sollten Sie sich merken, auch wenn es ein englisches ist: Bullshit. Das Wort zählt nicht zur Hochsprache und bedeutet wörtlich: Bullenscheiße. Weil Bullenscheiße einfach zu vulgär ist, bleiben wir beim Bullshit.

Die meisten Kandidaten für unseren „Friedhof der Wörter“ sind Bullshit:

  • Wenn die Kanzlerin „alternativlos“ sagt: Bullshit!
  • Wenn ein Verkäufer den Geländewagen als „umweltfreundlich“ anpreist: Bullshit!
  • Wenn „natürliches Aroma“ aus Kräuter, Blüten und Dill erzeugt wird: Bullshit!
  • Wenn ein Biomarkt „anthroposophisches Gemüse, geerntet bei Vollmond“ verkauft: Bullshit!

Es gibt sogar einen Bullshit-Philosophen: Der Amerikaner Harry Frankfurt. Er warnt: Bullshit richtet mehr Schaden an als Lügen. Er schaut sich vor allem bei Politikern und Werbetextern um, in Behörden, bei Esoterikern – und bei Journalisten.

Schon Rudolf Augstein, der Gründer des Magazins „Spiegel“, war sicher: Mindestens ein Artikel jeder Ausgabe ist unverständlich. Ob unsere Zeitung eine Ausnahme macht?

In Konferenzen versuchen Redakteure, die Augstein-Regel zu durchbrechen. Aber es ist ein schier aussichtsloser Kampf: In jeder Konferenz gibt es einen, der Unsinn geschrieben hat, aber all seine Intelligenz einsetzt, ihn zu rechtfertigen. Ich bin sicher, dass dies in Unternehms-, Gewerkschafts- und Schulkonferenzen ähnlich ist, in Kabinetts-Sitzungen erst recht.

„Wir können wirklich nicht ohne Wahrheit leben“, schreibt der Bullshit-Philosoph Frankfurt. Aber ohne Bullshit werden wir nicht auskommen, meinen Tobias Hürter und Max Rauner, die Journalisten, die ein schönes Buch geschrieben haben: „Schluss mit dem Bullshit. Auf der Suche nach dem verlorenen Verstand“.

Sie raten: Lacht über den Bullshit! Stellt die Bullshitter bloß! Nehmt sie nicht ernst! Aber auch die Gegner des Bullshits kommen nicht ohne ihn aus – etwa bei einem netten Gespräch, einem Smalltalk. Dafür gibt es übrigens schon Computer-Programme, die automatisch Bullshit erfinden und Tiefgang vortäuschen.

In einem eigenen Kapitel gehen Hürter und Rauner auch auf  Medien und Bullshit ein: Da gibt es den Boulevard, ohne den viele Menschen nicht auskommen – auch wenn sie das, was dort geschrieben steht, nicht glauben, erst recht ihm  nicht vertrauen. Im Gegensatz zu bunten Blättern halten Hürter und Rauner die Bildzeitung für gefährlich:

Im Kern ist zumeist was Wahres dran, aber es ist bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Die Bild-Macher haben die Kunst perfektioniert, haarscharf an der Grenze vom Bullshit zur Lüge zu bleiben.

Selbst seriöse Medien geraten schnell in ein bullshitträchtiges Milieu, weil sie Nachrichten immer weiterdrehen müssen, „notfalls mit Gewalt“, weil nichts Neues zu berichten ist. Sie bedienen Sterotypen, bieten Schnipsel an statt der „ganzen Wahrheit“, befriedigen ein „tiefes menschliches Bedürfnis“: „Die Neugier. Nach der Lektüre hat man das beruhigende Gefühl, Bescheid zu wissen.“

Sie heben Rolf Dobelli hervor, den Schweizer-Bestseller-Autor, der keine Zeitungen mehr liest, diese „billigen Zuckerbonbons für den Geist“, sondern nur noch Bücher.

Man kann die Medien durchaus als Bullshit-Fabriken bezeichnen, schließen die Journalisten – und drehen sich noch einmal um die eigene Achse und zitieren den Philosophen Alain de Botton, der Bullshit preist, weil er Geschichten erzählt, „die uns mitfühlen lassen“, eben die berühmten Geschichten, die man sich seit altersher am Lagerfeuer erzählt.“Glamour ist nicht bloß lustig und albern,er ist eine wichtige Kraft des gesellschaftlichen Wandels“, sagt de Botton.

Wem dieser Medien-Bullshit zu dünn erscheint, wandere aus auf eine intellektuelle Spielwiese, die Hürter und Rauner erwähnen: Die Philosophen Mail (Philosophers‘ Mail), ein Blog, in dem Philosophen ein Jahr lang Nachrichten philosophisch erzählten (auf englisch). Den Blog haben sie beendet und beginnen einen noch aufregenderen: Das Buch des Lebens (www.thebookoflife.org) mit den sechs Kapiteln Kapitalismus, Arbeit (darin zum Beispiel: Die Leiden der Führung), Beziehungen („How to start having sex again„), Ich, Kultur und Curriculum. Lesen!

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Das Bullshit-Buch erscheint im Piper-Verlag: 304 Seiten, 16.99 Euro

Thüringer Allgemeine, Friedhof der Wörter, 3. August 2015 (hier erweiterte Fassung)

 

 

 

 

„Zwangsregionalisiert“: Wie viel Provinz verträgt eine Regionalzeitung?

Geschrieben am 29. Juli 2015 von Paul-Josef Raue.

Das ist die Zeile des Aufmachers im Flensburger Tageblatts:

Bundeswehr sorgt sich um Husumer Soldaten in der Türkei

Die Schutzvorkehrungen für die entsandte Flugabwehr-Einheit wurden verschärft. Der Grund ist der Anschlag in Suruc.

Das geht doch nicht! sagen die Hohepriester des seriösen Journalismus, das ist doch provinziell! So ähnlich dürfte auch die Redaktion in Flensburg diskutiert haben, wie man dem Newsletter von Stefan Kläsener entnehmen kann. Der neue Chefredakteur der nördlichsten Redaktion in Deutschland schreibt:

Bis Abends waren wir uns in der Redaktion uneins – wirkt die Geschichte über unsere Husumer Soldaten in der Türkei zwangsregionalisiert oder ist die Seite Eins der richtige Platz? Beim Lesen heute Morgen waren wir dann alle überzeugt. Und auch die Resonanz unserer Leser ist groß – eine richtige Entscheidung. (29. Juli 2015)

Die Leser haben, wie so oft, einfach Recht. Weiter so im Norden!

Lügenpresse (8): Wenn Leser lügen

Geschrieben am 28. Juli 2015 von Paul-Josef Raue.

Die Internetumfrage, die wir im vergangenen September (2005)  durchführten, erbrachte ein wenig schmeichelhaftes Resultat. Nicht für uns, sondern für 139 der 1883 Teilnehmer. Sie gaben an, das NZZ-Folio zum Thema «Katastrophen» habe ihnen besonders gut gefallen. Bloss: dieses Folio hat es nie gegeben.

Aus  Folio, dem Magazin der NZZ  (Neue Zürcher Zeitung, Statistik-Heft Januar 2006)

Madrids Bürgermeisterin korrigiert im Web Fehler der Zeitungen

Geschrieben am 19. Juli 2015 von Paul-Josef Raue.

Eine Art staatlichen Bild-Blog hat Madrids Bürgermeisterin Manuela Carmena  eingerichtet: Statt Kontrolle der Mächtigen durch die Presse organisiert sie die Kontrolle der Presse durch die Mächtigen. Die Zeitungen schäumen, wollen eine Aura von Zensur entdecken, aber die Bürgermeisterin findet im FAZ-Spanien-Korrespondenten Paul Ingendaay einen Sympathisanten:

Drei der fünf korrigierten Fehler sind eindeutige Falschinformationen oder bewusst verzerrende Überschriften. „Bürgermeisterin Manuela Carmena weiß als Juristin genau, dass es uferlos wäre, sich durch den Gang vor Gericht gegen tendenziöse Berichterstattung zu wehren. Aber man kann eine Behauptung der Medien mit der Originalquelle kontrastieren.“

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Quelle: FAZ 18.7.2015

Deutschland ist demokratischer als die USA, sagt Laura Poitras – und: „Wir haben noch die Freiheit der Rede“

Geschrieben am 19. Juli 2015 von Paul-Josef Raue.

Mit einem optimistischen Satz über den Wert der Freiheit beschließt Laura Poitras ihre lange Klage gegen ein Amerika, das Grundsätze seiner Demokratie immer mehr verrät, den Bürgern Freiheiten nimmt und sie sogar bespitzelt. Die US-Bürgerin Poitras bekam den Oscar für ihren Dokumentarfilm über Snowden; sie ist Gründerin der Stiftung „Freedom of the Press“.

Sie beklagt:

  • Der US-Staat verletzt seine eigenen Gesetze wie die Freiheit der Presse, weil er beispielsweise ihre Unterlagen bei jeder Einreise kopieren lässt;
  • er beantwortet ihre Fragen nicht, wie intensiv sie überwacht wird:
  • er lässt keine Klagen zu von Menschen, die er entführt und gefoltert hat;
  • er unterhält seit 13 Jahren das illegale Guantanamo, tötet Menschen ohne Gerichtsurteil durch Drohnen, führt Angriffskriege;
  • er zerstört Teile des Rechtsstaates – und das steht in keinem Verhältnis zu der Gefahr durch den  IS und andere;
  • er ist nicht das demokratische Vorbild, das er vorgibt, sein zu wollen.

Relativ sicher fühlt sie sich in Deutschland, wo sie ihre Tagebücher und verschlüsselten Festplatten versteckt. „Ich denke, die Erfahrungen des Sozialismus und die Stasi-Vergangenheit haben dazu geführt, dass man in Deutschland geschützter ist. Das Land hat aus seiner dunklen Vergangenheit gelernt.“ Aber die bleibt auch – im Vergleich zum Schrecken, der anderswo herrscht – eine Optimistin mit Blick auf ihr Land:

Trotz der ernsten Bedenken, die ich habe, wenn ich darüber nachdenke, in welche Richtung sich mein Land bewegt: Wir haben immer noch die Freiheit der Rede. Anders als viele andere Länder, in denen Journalisten um ihr Leben bangen müssen, wenn sie die Wahrheit öffentlich machen. Ich hätte diese Fragen (im Interview) nicht beantworten können, wenn ich nicht diese Freiheit hätte.

***

Quelle: FAZ, 18. Juli 2015, Interview von Ursula Scheer „Amerikas Politik schafft Terror und Chaos“

Kritik von Journalisten an Journalisten: Stromlinienförmig, populistisch, unkritisch, unverständlich

Geschrieben am 18. Juli 2015 von Paul-Josef Raue.

Im Bemühen um Lesernähe übernehmen Journalisten gern nicht nur die Perspektive, sondern auch die Meinung des Normalverbrauchers. Damit betätigt man sich als Meinungsverstärker, bleibt aber Erklärungen und Einordnungen des Geschehens schuldig.

So antwortet ein Redakteur auf eine Umfrage des Ernst-Schneider-Preises: Wie schätzen Sie die Lage des Wirtschaftsjournalismus ein? 179 Journalisten antworteten. Eine Auswahl veröffentlicht die „Deutsche-Industrie- und Handelskammern (DIHK)“ in ihrem Medienbrief.

Stromlinienförmig (Kritik, die sich mit Pegida deckt):

  •  Journalisten produzieren, aus unterschiedlichen Gründen,  zunehmend Einheitsbrei, der vornehmlich der Erzeugung von Aufmerksamkeit und von Empörung dient.“
  • Der Trend ist der Zeit geschuldet: Zu wenig Hintergrund, zu sehr Social-Media-kompatible Plattheiten und Allgemeinplätze; viel zu wenig Fachwissen vieler Kollegen, die von ihren Redaktionsleitern und Geschäftsführern nur auf Klicks und Schnelligkeit getrimmt werden.

Zu unkritisch

  • Zu wenig kritische Reflexion des Handelns der Verantwortlichen.
  • Vor allem im Fernsehen – auch bei den öffentlich-rechtlichen Sendern – wird verkürzt und einseitig berichtet.
  • Versuchen Sie mal eine Reportage in einem Unternehmen zu machen und Sie werden auf Betonwände stoßen, wenn Sie einen auch nur annähernd kritischen Ansatz haben.
  • Personalisierung ersetzt Sachrecherche, Einzelschicksale werden übergewichtet.

Unverständlich

  • Es wird immer noch zu kompliziert berichtet, gerade wenn es um komplexe Themen wie TTIP geht.
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