Alle Artikel der Rubrik "Presserecht & Ethik"

Journalistische Inzucht und ein Verleger, der alles bestimmt

Geschrieben am 30. August 2012 von Paul-Josef Raue.
0 Kommentare / Geschrieben am 30. August 2012 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, Presserecht & Ethik.

Was ist ein guter Verleger? Einer, der Einfluss nimmt, sagt Bruno Schnell, Verleger der Nürnberger Nachrichten; einer, der sich unterscheidet von den neuzeitlichen, auf Profit getrimmten Verlagsmanagern.

Wie nimmt er Einfluss? Uwe Ritzer hat den 83jährigen Verleger, den viele Redakteure als Muster-Verleger verehren, für die Süddeutsche Zeitung interviewt (28. August 2012):

Es heisst, dass der Verleger Bruno Schnell ungeniert Einfluss nimmt auf die Berichterstattung, dass der soziale Übervater seine Kinder rigoros zur Ordnung ruft. „Fünf- bis sechsmal pro Jahr“ rügt Schnell nach eigenem Bekunden die strukturell ohnehin schwache NN-Chefredaktion, „weil die Linie des Hauses verlassen wurde“.

Wann das der Fall ist? „Zum Beispiel, wenn Frau Merkel unrichtigerweise gelobt wird.“ Wer was von Politik verstünde, könne sie nicht loben, findet Bruno Schnell.

In der Redaktion findet sich auch kein Fremder als Ressortleiter oder Chefredakteur, man muss sich im Haus hochdienen. „Das hat etwas von einer Behörde“, kommentiert Uwe Ritzer. Und Bruno Schnell, der Verleger, räumt ein: Ich weiß um die Gefahr der gelebten journalistischen Inzucht.

Bekannt wurde Bruno Schnell, weil er seinen Redakteuren gute Arbeitsbedingungen schafft und weil er beim Tarifkonflikt 2004 gegen die Verleger die Position der Redakteure einnahm und sie in einem Kommentar in der eigenen Zeitung auch leidenschaftlich vertrat.

(zu: Handbuch-Kapitel 46 Wer hat die Macht?)

„iDarwinismus“

Geschrieben am 29. August 2012 von Paul-Josef Raue.

Schießerei auf der Straße. Reaktion der Passanten 1992: Deckung suchen. 2012: Handy zücken und filmen. Man nennt es auch iDarwinismus.

Tweet des Tages in Welt Kompakt (9.8.2012), geschrieben von „Privatsprache“

(zu: Handbuch-Kapitel 5 Der Online-Journalismus + 56 und Aktionen + Anhang-Service H Lexikon journalistischer Fachausdrücke)

Thüringens Regierungssprecher: Wer lange und oft mit Schmutz wirft …

Geschrieben am 28. August 2012 von Paul-Josef Raue.

Dem Thüringer Regierungssprecher Peter Zimmermann platzt der Kragen: Da hat er immer wieder in der NSU-Affäre, provoziert durch mordende Neonazis aus Thüringen, mit Rücktritts-Forderungen an den Innenminister zu kämpfen – aber nicht von der Opposition, sondern von der regierenden Großen Koalition.

Zimmermann denkt nach über das Streben um politische Wahrnehmung um jeden Preis, über schlechte Nachrede und Vorverurteilung und die Verunglimpfung des Landes: „Schon lange ist die moderne Form der Verurteilung die mediale Anschuldigung. Es regiert Königin Konjunktiv, es lebe die rhetorische Eskalation!“

Und er denkt nach über die Macht des Internets, regional begrenzte Polemiken weltweit zu streuen.

Der Staatssekretär als Sprecher der Regierung kritisiert Mitglieder des Parlaments: „Ist ein Landtagsmandat die Lizenz, sich verbal gehen zu lassen, willkürlich Spitzenbeamte zu beleidigen und pauschal Rücktritte zu fordern?“

Dies ist der komplette Text von Zimmermann, veröffentlicht auf der Debatten-Seite der Thüringer Allgemeine (28. August 2012):

Den Erfolg politischer Arbeit von Landtagsabgeordneten oder Ministern zu bemessen ist schwieriger als bei Führungspersönlichkeiten in der Wirtschaft. Der Erfolg drückt sich nicht ohne weiteres in steigenden Umsatzzahlen, höherer Effektivität oder dem Unternehmensergebnis aus.

Die Politik und mit ihr wesentliche Teile der Gesellschaft leben stark von Stimmungen. Eine der einfachen Formeln lautet: Ist die Stimmung gut, sind auch die Wahlergebnisse gut – in Parteigremien oder bei Kommunal- und Landtagswahlen.

Ist beispielsweise die Stimmung für eine Partei national schlecht, leiden darunter auch die vor Ort in den Städten und Gemeinden engagierten Kommunalpolitiker, ohne etwas dafür zu können. Ist sie gut, so läuft’s auch vor Ort rund. Erfolg und Misserfolg sind also klar, gern und meist vorab adressiert.
 
Wer die politische Stimmung beeinflussen will, wer eigene politische Ideen und Vorschläge einbringen will, muss wahrgenommen werden, in der Öffentlichkeit wie in den Parlamenten. Die Medien sind dafür eine Plattform. Dieses Streben nach Wahrnehmung ist deshalb nicht nur legitim sondern völlig in Ordnung.

Wahrnehmbarkeit wird zur politischen Währung, sie entscheidet über Sein und Nichtsein von Akteuren – „Ich sende, also bin ich!“. Doch das Streben nach Wahrnehmung kann auch schnell befremdliche Züge annehmen.
 
In Thüringen wird dieser Tage gesendet, was das Zeug hält: es wird behauptet, angeprangert, vorgeworfen und spekuliert. Und damit häufig auch vorverurteilt.

Kaum ein Politikfeld ist sicher vor der Sucht nach medialer Präsenz: fast um jeden Preis! Schon lange ist die moderne Form der Verurteilung die mediale Anschuldigung. Es regiert Königin Konjunktiv, es lebe die rhetorische Eskalation!
 
Gegenseitige Vorwürfe sind umso beliebter, je mehr sie populär-kritische Themen betreffen. Das schafft Aufmerksamkeit, steigert die Wahrnehmung, häufig auch die von der eigenen Bedeutung, und es ist spielend leicht.

Doch Achtung: Die allzu unbedachte Aggression hilft selten dem Aggressor, sondern schadet ihm und dem Land. Wenn Nachrichten zudem keine Substanz, keine Wahrhaftigkeit mehr besitzen, sondern nur noch aus der Reaktion auf eine Reaktion auf eine Reaktion bestehen, so stellt sich die Frage nach unseren Standards, nach Gehalt und Qualität.
 
Das Prinzip jedenfalls ist einfach: Wer lange und oft genug mit Schmutz beworfen wurde, kann schließlich keine saubere Weste haben. Selbst steht der Beworfene blütenrein in der Manege, im Kopfe des Zuschauers ist er befleckt.

Doch die Zeiten, in denen regionales Wortwerk durch Hörfunk, Fernsehen und Zeitungen an den Landesgrenzen verhallte sind vorbei. Das Internet transportiert hiesige Zulänglichkeiten in Echtzeit auf den gesamten Erdball – die Vergleichbarkeit mit der Kultur anderer Regionen eingeschlossen.

So muss sich im Lande niemand fragen, was man sich außerhalb Thüringens öfter fragt: „Was ist denn da bei Euch los?“ Statt über die Erfolge, die Schönheit und die reiche Kultur dieses Landes zu sprechen, entstehen kommunikative Kollateralschäden zu Lasten des Freistaats.

Lieber die schnelle Schlagzeile in der Hand als vernünftiges Licht vom Dach auf das Land. Wer diesen Reflex der Opposition zuschreibt, irrt leider.
 
So ist es auch im aktuellen Fall der Rücktrittsforderung an den Thüringer Innenminister durch die Abgeordnete Marx. Selten zuvor konstruierte sich eine Nachricht so deutlich fernab der Fakten.

Nicht die Substanz des dahinter liegenden Vorgangs rechtfertigt die Aufmerksamkeit, sondern die Lautstärke, die Wortwahl und der weitreichende Forderungsanspruch elektrisieren am nachrichtenarmen Wochenende Medien und Medienmacher. Verständlich, denn die Materie ist viel zu kompliziert, um sie in unserer schnelllebigen Zeit in 15 Fernsehsekunden oder 20 Zeitungszeilen erklären zu können.

Eine smarte Rücktrittsforderung, noch dazu aus der Koalition, ist da schon knackiger. Zumal sie von einer demokratisch gewählten Abgeordneten kommt, die fordern kann, was sie will und der das Licht vom Dach nicht so wichtig ist.
 
Ist aber ein Landtagsmandat die Lizenz, sich verbal gehen zu lassen, willkürlich Spitzenbeamte zu beleidigen und pauschal Rücktritte zu fordern? Um es klar zu sagen: Fehler müssen benannt, Versäumnisse kritisiert und Unvermögen geahndet werden dürfen – natürlich auch öffentlich. Doch nicht auf Grundlage zweifelhafter Behauptungen oder Verlautbarungen.

Dies ist eine Einladung an uns alle: Gewählte, Berufene, Sprechende und Schreibende. Die sonst entstehende mediale Parallelwelt sorgt für Unglaubwürdigkeit, Frust und verschlechtert die Stimmung. Eine der wichtigsten Währungen in der Politik und in unserem Land.

 

(zu: Handbuch-Kapitel 28 Die meisten Journalisten sind unkritisch)

Reisejournalismus, PR und Leitlinien

Geschrieben am 27. August 2012 von Paul-Josef Raue.

Auch Mitarbeiter des Springer-Verlags nehmen Einladungen von Veranstaltern an und schreiben über die Reise. Doch sie teilen es vorbildlich ihren Lesern mit:

Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt von Studiosus Reisen. Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter www.axel-springer.de/unabhaengigkeit

Ähnlich ist der Hinweis auf den Auto-Seiten, etwa „Die Reise zur Präsentation des B-Max wurde unterstützt von Ford“ oder „Die Reise nach Pebble Beach wurde unterstützt von Mercedes und Bugatti“.

Statt des unsäglichen Worts „Standards“ heißt es  auf der Webseite: „Leitlinien“.

Quelle: Welt vom 25. August 2012 „Noch einmal Albanien“ / „Freiheit für Hinterbänkler“ / „Oldtimer als Wertanlage“

 

(zu: Handbuch-Kapitel  51-52 Pressesprecher und PR + 48-49 Presserecht und Ethik + Service B Medien-Kodices)

Eine Todesanzeige zu Lebzeiten

Geschrieben am 20. August 2012 von Paul-Josef Raue.

„Unsere liebe Steffi wurde heute viel zu früh aus ihrem jungen und erfüllten Leben gerissen“, so steht es in der Todesanzeige – und die Tote ist höchst lebendig! Das ist ein Albtraum für jede Zeitung und der SZ in München am vergangenen Donnerstag (16.8.2012) widerfahren. Die SZ berichtet auch darüber: „Stalker schaltet Todesanzeige – Steffi lebt“.

Der Fall, geschildert von Anna Günther und Ulrich Schäfer: „Ein Stalker bombardiert eine talentierte 17-jährige Tennisspielerin aus dem Münchner Vorort Ismaning mit Anrufen und Internetnachrichten. Jetzt hat er sogar eine falsche Todesanzeige geschaltet. Im Namen ihres Vaters. Die Polizei ermittelt.“

Wie ist der Stalker vorgegangen? Die SZ-Mitarbeiter schildern es genau:

  • Er hat sich mit einer Mail-Adresse gemeldet, die den Namen des Vaters trug;
  • er hat eine korrekte Adresse hinterlassen, eine Telefonnummer, eine Bankverbindung;
  • er hat, als die SZ-Anzeigenabteilung noch eine Nachfrage hatte, prompt per Mail geantwortet und um Verständnis gebeten, dass er sich nicht telefonisch melde, da die Trauer um die Tochter einfach zu groß sei;
  • er hat diese Mail mit dem Namen von Werner K. und seiner Frau gezeichnet; der Täter versuchte sogar, noch eine zweite Anzeige aufzugeben.

 

Dies liest sich wie eine Anleitung zur Nachahmung – sicher nicht so gemeint, sondern gut gemeint in dem Sinne: Wir verschweigen nichts, auch wenn es uns peinlich ist.

So recht ist dieser schwere Vorwurf in einem Online-Kommentar von „Ohsiris“ auch nicht von der Hand zu weisen:

Gute Arbeit liebe SZ!

Jetzt kann jeder Leser ohne Weiteres die wahre Identität von Stefanie K. bei Google finden, die Informationen über ihren Verein und ihre Sportart sind dazu mehr als ausreichend. War eine – ausreichende – Anonymisierung denn nicht möglich?

Dem Stalkingopfer wird nun von der SZ auch noch das letzte bisschen Privatsphäre geraubt. So hat der Stalker auf ganzer Linie Erfolg gehabt; dank Ihrer Beihilfe!

(zu: Handbuch-Kapitel 50 Presserecht)

Was dürfen Redakteure in den sozialen Netzen? 10 Regeln

Geschrieben am 20. August 2012 von Paul-Josef Raue.

Wie sieht es in Redaktionen aus, wenn sich Redakteure in sozialen Netzen bewegen? Gibt es Regeln? Herrscht völlige Freiheit? Animieren Chefredakteure ihre Redakteure, in die sozialen Netze zu gehen?

Die Organisation „Deutschland sicher im Netz“ (DsiN) hat zehn Regeln für Unternehmen herausgegeben. Sind diese Regeln auch auf Redaktionen anwendbar?

Zu DsiN gehören 18 Unternehmen von der Telekom über Google und Kinderhilfswerk bis SAP; kooperiert wird mit dem Innenministerium und Fraunhofer.

Hier die 10 Regeln für die sichere Nutzung von Social Media laut Pressemitteilung:

1. Eine Social Media Richtlinie ist heute idealerweise Bestandteil des Arbeitsvertrags. Wer mit weniger auskommen möchte, sollte seinen Mitarbeitern mit ein paar Regeln deutlich machen, was vom Arbeitgeber gewünscht ist und was nicht. Damit Geschäftsgeheimnisse nicht an die Öffentlichkeit gelangen, ist es z.B. sinnvoll, bestimmte Themen zu benennen, die entweder verstärkt oder keinesfalls in Social Media aufgegriffen werden sollen.

2. Vor der Erstellung eines Firmenauftritts in einem sozialen Netzwerk sollte in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen und Datenschutzbestimmungen sorgfältig nachgelesen werden, welche Rechte die Betreiber an eigenen Bildern, Texten und Informationen erhalten.

3. Mitarbeiter können über private und berufliche Accounts in Sozialen Netzwerken auftreten. Dadurch wird der Unterschied zwischen Privat- und Berufsleben klar gemacht. (Beispiel privat: Lieschen Müller; Beispiel Firmen-Account: Lieschen Müller, Firma XY).

4. Alle Zugänge sollten durch sichere Passwörter geschützt werden, die mindestens 8 Zeichen lang sind sowie Klein- und Großschreibung, Ziffern und Sonderzeichen beinhalten.

5. Vorsicht vor Schnüfflern: In den Einstellungen sollte festgelegt sein, dass fremde Personen nicht die Kontaktlisten (Kollegen, Geschäftspartner) einsehen können. Kontaktanfragen sollten vor der Bestätigung kritisch geprüft werden, denn Konkurrenten können soziale Netzwerke nutzen, um ihre Wettbewerber auszuspähen (Social Engineering).

6. Diskussionskultur: In manchen Foren oder Diskussionsgruppen tummeln sich notorische Nörgler. Beschimpfungen können Imageschäden verursachen, da sie meist nicht löschbar sind. Wenn Unternehmenseinträge in einem Netzwerk sehr negativ kommentiert werden, sollten die Mitarbeiter die Vorwürfe in Ruhe mit dem Chef bzw. Kollegen besprechen. Es empfiehlt sich, die Vorwürfe sachlich zu beantworten, die Diskussion dabei aber nicht endlos zu führen.

7. Bevor ein Mitarbeiter selbst als Autor aktiv wird, sollte er als „Follower“ bzw. Leser Erfahrungen sammeln. Berührungsängste können z.B. durch einen internen Workshop abgebaut werden, bei dem sich Mitarbeiter über ihre Erfahrungen austauschen.

8. Vor der Verwendung von Fotos sollte sichergestellt werden, dass die Bildrechte auch für Online-Medien erworben wurden. Auch ein Impressum ist bei allen Internetangeboten Pflicht.

9. Äußern sich Mitarbeiter in Sozialen Netzwerken in unerwünschter Form, so gilt die Reihenfolge Ermahnung, Abmahnung, Kündigung. Bei schwierigen Fällen in den Bereichen Personal, Recht und Business Development ist es ggf. sinnvoll, sich extern beraten zu lassen.

10. Kriminelle nutzen soziale Netzwerke für Phishing. Daher sollten Mitarbeiter nicht unvorsichtig auf jeden Link klicken und erst recht nicht auf dahinterliegenden, gefälschten Seiten Benutzernamen und Kennwort eingeben.

(zu: Handbuch-Kapitel 5ff. Der Online-Journalismus + 58 Die Ausbildung zum Redakteur)

Google löscht und löscht und löscht

Geschrieben am 18. August 2012 von Paul-Josef Raue.

Hunderttausende von Webseiten entfernt Google aus seiner Suchmaschine, weil Nutzer protestieren – wegen Verletzung ihrer Persönlichkeitsrechte. Constanze Kurz berichtet am Freitag in der FAZ  (17.8.2012): Jede Woche bekommt Google mehr als eine Viertelmillion Löschungsbegehren.

Rechtliche Grundlage für diese „DMCA-Takedowns“ ist ein amerikanisches Gesetz, wonach eine Behauptung ausreicht, damit ein Nutzer die Löschung einer Webseite erzwingen kann; der Inhaber der Seite muss klagen und den Beweis der Richtigkeit antreten, um die Seite wieder ins Netz stellen zu dürfen.

Die deutsche Gema hat sogar eine Schnittstelle bekommen, um Filme und Musik auf Youtube selber löschen zu können. Constanze Kurt meint:

Natürlich werden die Schnittstellen zur Sperrung auch missbraucht, um unter dem Vorwand einer Urheberrechtsverletzung missliebige Inhalte zu zensieren. Menschen sind bei der Abarbeitung solcher Begehren kaum mehr beteiligt; man benötigte auch eine halbe Armee, um die Unmengen zu bewältigen.

Wer eine Quälerei auf dem Schulhof als Video auf Facebook zeigt, wird nicht so schnell behelligt – es sei denn, er klagt nicht gegen eine Verletzung der Persönlichkeit, sondern des Urheberrechts.

Infos zu: GOOGLE

  • durchsucht täglich 20 Milliarden Webseiten
  • bekommt täglich 3 Milliarden Suchanfragen
  • speichert 30 Billionen Links

(zu: Handbuch-Kapitel 5 Die Internet-Revolution + 17-18 Wie Journalisten recherchieren)

„Lokaljournalismus zwischen Recherche und Regionalstolz“

Geschrieben am 14. August 2012 von Paul-Josef Raue.

Für den 9. und 10. November organisiert das netzwerk recherche eine Konferenz zum Lokaljournalismus: „Dicht dran – oder mittendrin? Lokaljournalismus zwischen Recherche und Regionalstolz“. Der Besuch ist sehr zu empfehlen – auch oder gerade wenn einer beim Konferenz-Thema fragt: Sind Stolz auf die Heimat und gründliche Recherche Gegensätze?

Die Veranstalter schreiben zu den Themen der Konferenz, die im Verlagshaus der Süddeutschen im Münchner Stadtteil Berg am Laim stattfindet:

Wenn ein Journalist seine Arbeit gut macht, ist er dicht dran. Wer aber zu nah ran kommt, läuft Gefahr, zu viele Rücksichten zu nehmen. Auf den Bürgermeister oder den örtlichen Unternehmer, auf den Vereinsvorsitzenden oder den Anzeigenkunden.

Wo verläuft die Grenze zwischen dicht dran und mittendrin? Wann geht die nötige Distanz verloren? Wann wird Nähe gefährlich für den journalistischen Auftrag?

Mit der Fachtagung zum Lokaljournalismus wollen wir den schmalen Grat ausloten zwischen Lokalpatriotismus und kritischer Recherche. Gerade im Lokalen ist die Nähe Alltag, sind die kurzen Wege ein großer Vorteil, aber manchmal auch Risiko. Es ist die erste Konferenz, die das netzwerk recherche dem Lokalen widmet, und die erste, die in München stattfindet. Ermöglicht wird sie durch die Unterstützung der Süddeutschen Zeitung und der Deutschen Journalistenschule . An den rund 30 Einzelveranstaltungen wirken mehr als 60 Journalistinnen und Journalisten mit.

Es wird eine Konferenz der Grenzgänge. Da ist etwa die lokale Wirtschaftsberichterstattung, die im Ruf steht, mitunter zu unkritisch zu sein, um die örtlichen Arbeitgeber nicht zu beschädigen. Da sind die Großprojekte, die Glanz und Gloria für eine Region bringen, wenn sie denn gelingen. Und wenn nicht – hat dann nur die Politik versagt? Oder waren auch die Reporter zu gutgläubig?

Viele Kollegen in Lokalredaktionen sagen: Wir würden ja gerne mehr und tiefer recherchieren, aber wir schaffen es kaum, täglich unsere Seiten zu füllen. Gibt es Ideen, um trotz des wachsenden Drucks auf die Redaktionen noch Raum für intensives Nachfragen zu schaffen? Sind Rechercheteams auch für Regionalblätter und -sender ein sinnvolles Modell?

Wir wollen konkrete Tipps für den Alltag geben: Was tun, wenn man als Journalist bedroht wird, sei es von Neonazis, von Rockern oder gewöhnlichen Kriminellen? Was tun, wenn eine Kommune oder eine Firma mauert und keine Informationen herausrücken will? Wie findet man Lokales im weltweiten Netz? Wann läuft ein Journalist Gefahr, das Leid von Unfall- oder Verbrechensopfern unabsichtlich auszunutzen?

Einen Fokus wollen wir auch auf jene Beispiele lenken, in denen Vorbildliches gelungen ist. In den Erzählcafés werden Geschichten vorgestellen, die beispielhaft sind, in der Recherche, aber auch in der Relevanz. Und bei denen die Gratwanderung zwischen Nähe und Distanz gelungen ist. Erzählen werden die Kollegen ihre Geschichten in der Panorama-Lounge.

Ganz oben im SZ-Turm wird das netzwerk recherche am Freitag­abend auch den „Leuchtturm“ verleihen. Einen Journalistenpreis für herausragende und relevante Recherchen.

Eine Rede zur Lage des Lokaljournalismus wird dort Münchens Oberbürgermeister und Städtetagspräsident Christian Ude halten. Musik kommt von „Deadline“, der SZ-Redaktionsband.

Der schmale Grat zwischen PR und Journalismus

Geschrieben am 12. August 2012 von Paul-Josef Raue.

„Dieses Gerät verändert die Kultur des Kaffeetrinkens“ und „das köstlich duftende Pulver“ und die Überschrift „Perfekte Kaffee“ – PR oder journalistische Information?

Auf der Wissenschaftsseite (!) der Welt von Samstag (11. August 2012) ist die Kaffeemaschine zu sehen inklusive eines Lobpreises – im redaktionellen Teil, Rubrik „Was gibt’s Neues“.

Dank an Thomas Mrazek und seinen Kommentar:

Vielleicht ist es für die Leser hilfreich, den entsprechenden „Artikel“ auf der Website der „Welt“ zu sehen; als Service gibt es dort noch einen Link auf die Seite des Kaffee-Startups aus Berlin: http://www.welt.de/print/die_welt/wissen/article108573726/Besonderer-Genuss.html
Ich kommentiere das nicht weiter, es spricht m. E. für sich.

(zu: Handbuch-Kapitel 20 Waschzettel und Verlautbarungen + Service B Pressekodex, Richtlinie 7.2 „Redaktionelle Veröffentlichungen, die auf Unternehmen, ihre Erzeugnisse, Leistungen oder Veranstaltungen hinweisen, dürfen nicht die Grenze zur Schleichwerbung überschreiten.“)

Innenminister gibt ein wenig nach

Geschrieben am 11. August 2012 von Paul-Josef Raue.
0 Kommentare / Geschrieben am 11. August 2012 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, Presserecht & Ethik, Recherche.

In der Endlos-Geschichte um die staatlichen Medaillen-Vorgaben hat der Innenminister nach 14 Monaten erstmals Informationen herausgegeben. Die Geschichte der Verweigerung erzählen Daniel Dreppen (Freier im WAZ-Reporter-Ressort) und Niklas Schenk (Henri-Nannen-Schüler) auf Der-Westen.de

Allerdings geht es den beiden Reportern nicht nur um die Vorgaben des Staates, wie viele Medaillen die Olympioniken holen müssen nach dem Motto „Gold für Geld“ – auch wenn dies während der Olympischen Spiele die meisten Journalisten und TV-Zuschauer interessiert; es geht auch um eine umfassende Akteneinsicht: Wie läuft das Verfahren ab, nach dem die Millionen verteilt werden? Welche Kriterien gibt es?

Bisher in diesem Blog: Geld gegen Gold (am 10. August) und Gericht: Olympioniken-Chef muss Journalisten Auskunft geben (3. August)

(zu: Handbuch-Kapitel 17-18 Wie Journalisten recherchieren)

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