Der schmale Grat zwischen PR und Journalismus

Geschrieben am 12. August 2012 von Paul-Josef Raue.

„Dieses Gerät verändert die Kultur des Kaffeetrinkens“ und „das köstlich duftende Pulver“ und die Überschrift „Perfekte Kaffee“ – PR oder journalistische Information?

Auf der Wissenschaftsseite (!) der Welt von Samstag (11. August 2012) ist die Kaffeemaschine zu sehen inklusive eines Lobpreises – im redaktionellen Teil, Rubrik „Was gibt’s Neues“.

Dank an Thomas Mrazek und seinen Kommentar:

Vielleicht ist es für die Leser hilfreich, den entsprechenden „Artikel“ auf der Website der „Welt“ zu sehen; als Service gibt es dort noch einen Link auf die Seite des Kaffee-Startups aus Berlin: http://www.welt.de/print/die_welt/wissen/article108573726/Besonderer-Genuss.html
Ich kommentiere das nicht weiter, es spricht m. E. für sich.

(zu: Handbuch-Kapitel 20 Waschzettel und Verlautbarungen + Service B Pressekodex, Richtlinie 7.2 „Redaktionelle Veröffentlichungen, die auf Unternehmen, ihre Erzeugnisse, Leistungen oder Veranstaltungen hinweisen, dürfen nicht die Grenze zur Schleichwerbung überschreiten.“)

Wie die Süddeutsche in die Bildzeitung kommt

Geschrieben am 12. August 2012 von Paul-Josef Raue.
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BILD am Samstag, 11. August 2012, auf der Titelseite ganz oben rechts:  Foto einer lächelnden Kanzlerin und die Zeile „Promis fragen, Kanzlerin Merkel antwortet“. Eine typische Boulevardzeile, Promi-Zirkus und Politik ins Menschliche übersetzt.

Nur – die „überraschenden Einblicke“ standen am Tag zuvor im Magazin der Süddeutschen Zeitung, füllten dort 16 Seiten – und waren eingeführt mit Sätzen wie in Bild: „Tolle Fragen“; die Antworten „frotzelig, lustig, rührend“; „alle sind knapp und ganz klar. So ist sie halt unsere Kanzlerin“. Oder: „Wie tickt die Frau, die sie die mächtigste Frau der Welt nennen?“

Die meisten Antworten sind allerdings schwächer als die Fragen, nicht selten banal, mehr Bild als SZ, vom SZ-Layout aufgeblasen auf 16 Seiten (46 Kanzlerinnen-Sätze, davon kurze wie „Ja, immer“, 2 Bibelsprüche und nur einen Tipp auf die verschwobelte Frage des Piraten-Politikers Johannes Ponader „Stellen Sie sich vor, ich werde Ihr Nachfolger: Welche drei Dinge geben Sie mir als Tipps mit auf den Weg?“ Und auf eine 50-Wörter-Frage von Olli Dittrich eine 7-Wörter-Antwort.

„Für die Liebe braucht man gar kein Schriftzeichen“, antwortet die Kanzlerin auf Charlotte Knoblauchs Frage, wie sich die Liebe einfach in 160 Zeichen erklären lässt. Wer die besten Antworten lesen will, schaue in Bild, das reicht.

Zur Erinnerung: Die Süddeutsche hat erst vor wenigen Wochen die Annahme eines Nannen-Preises verweigert, weil auch Bild einen bekam.

Noch eine Erinnerung, ein Zitat von Werner Meyer von 1993, auf Seite 214 im Handbuch:

Ein Hauch von Boulevard weht selbst durch die ernsthaftesten deutschen Zeitungen: Die Süddeutsche Zeitung wünscht sich mehr Lese-Spaß…

(zu: Handbuch-Kapitel 35 Der Boulevardjournalismus)

Innenminister gibt ein wenig nach

Geschrieben am 11. August 2012 von Paul-Josef Raue.
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In der Endlos-Geschichte um die staatlichen Medaillen-Vorgaben hat der Innenminister nach 14 Monaten erstmals Informationen herausgegeben. Die Geschichte der Verweigerung erzählen Daniel Dreppen (Freier im WAZ-Reporter-Ressort) und Niklas Schenk (Henri-Nannen-Schüler) auf Der-Westen.de

Allerdings geht es den beiden Reportern nicht nur um die Vorgaben des Staates, wie viele Medaillen die Olympioniken holen müssen nach dem Motto „Gold für Geld“ – auch wenn dies während der Olympischen Spiele die meisten Journalisten und TV-Zuschauer interessiert; es geht auch um eine umfassende Akteneinsicht: Wie läuft das Verfahren ab, nach dem die Millionen verteilt werden? Welche Kriterien gibt es?

Bisher in diesem Blog: Geld gegen Gold (am 10. August) und Gericht: Olympioniken-Chef muss Journalisten Auskunft geben (3. August)

(zu: Handbuch-Kapitel 17-18 Wie Journalisten recherchieren)

Schlussverkauf beim Segeln (Friedhof der Wörter)

Geschrieben am 11. August 2012 von Paul-Josef Raue.
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„Salem aleikum“ ist arabisch und bedeutet: „Friede sei mit Euch!“. So begrüßen sich die Menschen von Istanbul bis Mekka. Arabisch zieht auch in die Werbung unserer Kaufhäuser ein, ein bisschen abgewandelt, wie wir es im Vielsprachen-Kauderwelsch unserer Tage gewohnt sind: „Sale“.

Wir verwandeln dabei den arabischen Frieden in einen deutschen Schlussverkauf. Unsinn, sagen Menschen, die der englischen Sprache mächtig sind. „Sale ist englisch und wird ganz anders ausgesprochen, nämlich: sähl.“

Wer des Englischen weniger kundig oder unkundig ist, wird fragen: Was hat der Schlussverkauf mit dem Segeln zu tun? In der Tat liegt die Aussprache von „sale“ wie „kaufen“ und „sail“ wie „segeln“ nahe beieinander. Um die Verwirrung auf die Spitze zu treiben, hat „sale“ im Englischen eine Doppelbedeutung: der ganz normale Kauf zu normalen Preisen ebenso wie der Schlussverkauf.

Bei so viel Verwirrung wundert man sich über den rasanten Aufstieg des Wortes „Sale“ im Deutschen, erst recht in deutsch-arabisch-englischen Kombinationen wie „Sommer-Sale“.

Werbe-Experten begründen den „Sale“ mit der Kürze des Wortes: Es springt den Käufern ins Gesicht, kann in Riesenbuchstaben geschrieben werden − im Gegensatz zu den drei Silben des deutschen „Schlussverkauf“, die zudem so reizvoll zu lesen sind wie ein Bußgeldbescheid.

Beide Wörter taugen nicht: „Schlussverkauf“ ist lustlos, „Sale“ für viele unverständlich. Wem fällt ein Wort ein, verständlich und schön?

Geld gegen Gold – Der Innenminister will nicht informieren

Geschrieben am 10. August 2012 von Paul-Josef Raue.
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Innenminister Friedrich spielt auf Zeit: Er will während der Olympischen Spiele keine Informationen liefern, welche Medaillen-Vorgaben sein Ministerium mit dem Sportbund ausgehandelt hatte. Dieses Geld-gegen-Gold-Geheimabkommen darf nicht geheim bleiben, so hatte das Verwaltungsgericht Berlin entschieden (siehe Handbuch-Blog vom 3. August)

Der Minister hat gegen den Beschluss Beschwerde eingelegt, das Oberverwaltungsgericht muss entscheiden. Das berichtet „Der Westen.de“ der WAZ-Gruppe.

Den Minister vertritt nach WAZ-Informationen „die bekannte (und sehr teure) Kanzlei Redeker Sellner Dahs“, die auch Ex-Bundespräsident Christian Wulff vertreten hat.

(zu: Handbuch-Kapitel 17-18 Wie Journalisten recherchieren + 50 Presserecht)

Leser mögen keine dicken Zeitungen

Geschrieben am 9. August 2012 von Paul-Josef Raue.
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Nach der Wende wunderten sich westdeutsche Blattmacher, wenn sich ostdeutsche Leser über dicke Zeitungen beschwerten. Sie wollten den Lesern Gutes tun, ihnen statt 8 Seiten, wie meist zu DDR-Zeiten, 32 Seiten bieten oder noch mehr – und das Zeitungsvolk murrte. „Ich habe die Zeitung am Abend noch nicht zu Ende gelesen“, sagten die Leser. Sie sagten auch: „Ich habe sie nicht auslesen können“; das bedeutete: Ich habe keine Auslese getroffen, ich wollte alles lesen, auch weil ich alles bezahlt habe.

Das wächst sich aus, sagten die Blattmacher, die ihr westdeutsches Publikum zu kennen glaubten. Doch es wächst sich nicht aus. Als die Thüringer Allgemeine im vergangenen Jahr die Blattstruktur änderte und wenig gelesene Seiten, wie etwa „Medien“, durch starke Seiten, wie „Thüringen“, ersetzte, da hörten die Redakteure in den Leserkonferenzen: „Die Zeitung ist dicker geworden. Wir können sie nicht an einem Tag auslesen.“

Dabei war der Umfang der Zeitung geschrumpft, aber die Zahl der lesenswerten Artikel und Seiten gestiegen – und somit offenbar die Lesedauer. Wir gefallen den Lesern nicht, wenn wir möglichst viel anbieten; wir gefallen ihnen, wenn wir so viel Gutes anbieten, dass sie in der Zeit verkraften können, die sie dem Lesen einräumen.

Die Zeit zum Lesen ist bei den meisten Zeitungslesern die Zeit am frühen Morgen. Wer bei Leserkonferenzen genau hinhört, lernt Demut: Die Menschen opfern für die Zeitungslektüre eine halbe Stunde ihres Schlafs – zu einer Zeit, in der sich Redakteure noch einmal umdrehen. Sie wollen in dieser halben Stunde das Wichtigste lesen und es nicht suchen. Dies gilt zumindest für Menschen ab 40 oder 50.

Die meisten Jungen haben allerdings einen anderen Rhythmus und ein anderes Leseverhalten; aber auch sie, die eilige Generation, will schnell das Wichtigste finden, zumal die meistgeklickten Internet-Seiten auch so gestaltet sind: Das Wichtigste steht oben und ist schnell zu lesen.

Auch westdeutsche Leser beginnen, sich nach schmaleren Zeitungen zu sehnen. Zwar sind die Zeitungen auch zwischen Kiel und Konstanz dünner geworden, aber dies liegt an Aldi & Co, die weniger Anzeigen buchen; der redaktionelle Umfang ist eher gleich geblieben oder sogar gestiegen. Dies ist sinnvoll im Lokalteil, der – wenn sinnvoll gegliedert – stark bleiben oder stark werden muss; dies ist weniger sinnvoll bei Seiten, auf denen Informationen stehen, die unsere Leser schon kennen oder leicht aus anderen Massenmedien wie Magazinen, Hörfunk oder Fernsehen bekommen (und in der Regel schon kennen).

Oft können sich Redaktionen nicht entscheiden: Die Kennen des guten Weins sind unzufrieden, also gibt es eine wöchentliche Wein-Seite; die Seniorenbeauftragte der Landesregierung fordert eine Seite für die Senioren usw. Das muss nicht falsch sein; es ist sogar richtig, wenn sich lokale oder regionale Informationen auf den Seiten finden oder wenn sich neue Anzeigen auf diesen Seiten sammeln. Aber in den meisten Fällen blähen diese Spezialseiten die Zeitung auf, machen sie unübersichtlich – und sorgen endgültig dann für Ärger in einer kleinen, aber lauten Gruppe, wenn die Seiten wieder eingestellt werden.

Je mehr Informationen auf die Menschen niedergehen, um so aggressiver werden sie. Die FAS schreibt in ihrer aktuellen Ausgabe (3. August 2012) auf der Seite „Geld & Mehr“ (!) über das „Dickicht der Informationen“ und stellt fest: „Die Kraft liegt gerade in der Reduktion.“

Das falsche Maß an Informationen haben auch schon Rudolf Augstein und Neil Postman festgestellt. Tillmann Neuscheler zitiert sie in seinem FAS-Artikel:

  • Die Zahl derer, die durch zu viele Informationen nicht mehr informiert sind, wächst. (Rudolf Augstein)
  • Unser Immunsystem gegen Informationen funktioniert nicht mehr. Wir leiden unter einer Art von kulturellem Aids. (Neil Postman)

„Information Bias“ nennen Wissenschaftler das Übermaß an Informationen und die daraus resultierende Sammelwut, die nicht selten zur Desinformation führt. In einem Info-Kasten erklärt Tillmann Neuscheler in der FAS die „Information Bias“ so:

Wir lassen uns von der leichten Verfügbarkeit von Informationen dazu verleiten, immer weitere neue Fakten zu recherchieren. Dabei nutzen wir schon vorhandene Informationen gar nicht mehr richtig aus.
Die Wirkung: Wir sammeln Informationen, ohne sie kognitiv richtig verarbeiten zu können. Und fühlen uns in der Informationsflut verloren.
Die Abhilfe: Schwierig! Man sollte sich beim Informieren über seine Ziele im Klaren sein. Oft genügt es, vorhandene Informationen richtig zu nutzen. Nicht die Menge, sondern die gute Analyse macht den Unterschied.

Zumindest die „Abhilfe“ sollten gute Blattmacher leisten.

(zu: Handbuch-Kapitel 22 „Warum alles Informieren so schwierig ist“ + 53 „Was die Leser wollen“ + 5 „Die Internet-Revolution“)

Was muss in den ersten 270 Zeichen eines Online-Textes stehen?(Fehler im Handbuch)

Geschrieben am 8. August 2012 von Paul-Josef Raue.

„Erzählt den Kern der Geschichte und macht Lust auf mehr“, steht zum Teaser in den „Textstandards“ von Spiegel Online. Diesen Aufbau erklärt die Spiegel-Redaktion als verbindlich für die ersten 270 Zeichen eines Textes:

1. Reiz. Leser einfangen: gerade bei schwächeren Thesen um knackigen Einstieg bemühen
2. Kernthese. Nachricht mitteilen: kurz, klar und mit möglichst kraftvollen Worten benennen
3. Rampe.Lust auf mehr machen: öffnender Aspekt des Themas („Aber sehen Sie selbst“-Satz).

So muss es korrekt auf Seite 31 des Handbuchs zu lesen sein (falsch im aktuellen Handbuch: Zeilen statt Zeichen).

(zu: Handbuch-Kapitel 6 „Der Teaser“)

„Google gefährdet die freie Presse“

Geschrieben am 8. August 2012 von Paul-Josef Raue.
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Google warnt die deutschen Verleger, die ein Leistungsschutzrecht fordern, vor einem „Eingriff in die Informationsfreiheit“. Einer der Verleger, Harald Wahls aus Braunschweig, widerspricht: „Die Auswertung und Nutzung dieser fremd erbrachten Leistung (Verlag/Autor) für ein eigenes Geschäftsmodell (Google und Co.) ist ein parasitäres Verhalten.“

Wahls greift Google direkt an: „Google ist ein kalifornisches Unternehmen, unterhält in Deutschland nur wenige Arbeitsplätze, zahlt kaum Steuern, verhandelt nicht mit Gewerkschaften und gefährdet Zigtausende von journalistischen Arbeitsplätzen in den Verlagen. Deutsche Verlage sind Tarifpartner der Gewerkschaften, beschäftigen viele Tausende von Journalisten, nehmen ihnen das eigene unternehmerische Risiko ab, zahlen ihnen sichere und gute Gehälter.“

Mit Harald Wahls, dem Geschäftsführer des Braunschweiger Zeitungsverlags, sprach BZ-Chefredakteur Armin Maus über das Leistungsschutzrecht für Presseverlage:

Die Zeitungsverlage fordern ein eigenes Leistungsschutzrecht. Die Bundesregierung will es nun schaffen. Warum die Extrawurst?
Wahls: Ein Leistungsschutzrecht für Presseverlage ist keine Extrawurst, sondern schließt eine Lücke, da die Presseverlage im Onlinebereich heute schlechter gestellt sind als Werkvermittler in anderen Branchen.

Warum reicht Ihnen das Urheberrecht nicht?
Wahls: Das Urheberrecht schützt den Autoren, berücksichtigt jedoch nicht ausreichend die Vervollkommnung des Herstellungsvorgangs von Presseprodukten. Diese verlegerische Leistung ist bisher juristisch ungeschützt.
Deshalb muss dieser Bereich durch ein Leistungsschutzrecht zusätzlich zum eigentlichen Urheberrecht geregelt werden. Andere Kreativbranchen, wie zum Beispiel die Filmindustrie, sind bereits seit den 60er Jahren geschützt.

Kritiker sagen, die Verlage dürfen sich nicht wundern, wenn Google und andere Aggregatoren die Zeitungsinhalte nutzen. Schließlich stellen die Verlage sie gratis ins Netz. Stimmt der Vorwurf?
Wahls: Der Vorwurf ist absurd. Die Verlage stellen ihre Inhalte zur Gratis-Nutzung für die Endverbraucher ins Netz. Dieses Verhalten stammt aus der Experimentierphase des Internets, wo alle Inhalte frei waren und die Zeitungsverlage ihre Webangebote als Ergänzungsservice zu ihren gedruckten Zeitungen betrachtet haben.
Dieses verändert sich, je mehr Menschen sich nur noch im Internet informieren und keine Zeitung mehr abonnieren. Damit wird das kostenlose Internetangebot für die Verlage ruinös.
Die wirtschaftliche Ausbeutung einer fremden Leistung, durch Google, ist ein Rechtsbruch, der schick erscheint, aber gerade Deutschland mit seinen vielen geistigen Patenten ins Mark trifft. Lassen wir dieses in der Zukunft weiter zu, müssen wir uns nicht wundern, wenn Patentklau und Raubkopieren in unserer Gesellschaft nur als Kavaliersdelikte betrachtet werden.

Die Zeitungen setzen für Ihr Geschäft auf journalistische Inhalte, Google erzeugt keine Inhalte, verdient aber an der Werbung in diesem Umfeld. Klingt ungerecht.
Wahls: Das ist es auch. Die Auswertung und Nutzung dieser fremd erbrachten Leistung (Verlag/Autor) für ein eigenes Geschäftsmodell (Google und Co.) ist ein parasitäres Verhalten. Aktuell hat der Pressesprecher von Google, Kay Oberbeck, sogar unsere Argumente indirekt bestätigt. Er verweist darauf, dass pro Minute 100000 Clicks von Google in Richtung Verlagswebsites weitergeleitet würden. Daran können Sie erstens sehen, wie nachgefragt dieser journalistische Content ist, und zweitens sehen Sie daran, welche immensen Umsätze Google mit seinen umfeldorientierten Werbeangeboten auf diesen Übersichtsseiten verdienen muss. Daran lässt Google aber die Verlage nicht teilhaben. Google nutzt diese fremdproduzierten Inhalte, um sich daran zu bereichern. Google gewährt den Produzenten der Inhalte keinen Anteil an der Wertschöpfung.

Was hat das mit den Bürgern zu tun? Gegner des Leistungsschutzrechts sagen, der Plan gehe gegen die Verbraucherinteressen.
Wahls: Google ist ein kalifornisches Unternehmen, unterhält in Deutschland nur wenige Arbeitsplätze, zahlt kaum Steuern, verhandelt nicht mit Gewerkschaften und gefährdet zigtausende von journalistischen Arbeitsplätzen in den Verlagen. Deutsche Verlage sind Tarifpartner der Gewerkschaften, beschäftigen viele Tausende von Journalisten, nehmen ihnen das eigene unternehmerische Risiko ab, zahlen ihnen sichere und gute Gehälter.
Eine unabhängige deutsche Presse ist dezentral organisiert, es gibt keine staatlichen Einflüsse durch Landesmedienanstalten. Dies haben die Väter des Grundgesetzes so gewollt, um die Unabhängigkeit vom Staat und von der Politik sicherzustellen. Millionen von Arbeitsplätzen sind so über die Jahrzehnte geschaffen worden. Das Geschäftsmodell von Google wertet diese unternehmerische Leistung für sich aus und gefährdet damit eine freie und dezentral organisierte Presse.

Können Sie sich erklären, warum der Bundesverband der Deutschen Industrie gegen das Leistungsschutzrecht ist? Man sollte doch meinen, dass er die Bedeutung des Schutzes geistigen Eigentums in deutschen Unternehmen kennt – viele klagen ja über Produktpiraterie und Patentdiebstahl.
Wahls: Unsere Branche war sehr irritiert über die Bemerkungen des BDI. Der Verband verlangt Präzisierungen. Das finde ich verständlich, jedoch kann man auch eine andere Zielsetzung für die getroffen Aussagen unterstellen. Die Kritik an dem Leistungsschutzrecht ist meines Erachtens leider durch ein elementares Eigeninteresse des BDI getrieben. Auch Verbände nutzen für die Mitglieder-Pressespiegel den Umstand, fremde Leistungen kostenlos auszuwerten. Hier scheint der Eigennutz vor der gesellschaftlichen Aufgabe des Verbandes zu überwiegen. Sonst wäre ein derartiges Verhalten nicht zu erklären. Die Argumente jedenfalls, die der BDI in diesem Zusammenhang vorgetragen hat, sind kaum substanziell zu untermauern.

aus der Braunschweiger Zeitung vom 6. August 2012

(zu: Handbuch-Kapitel 5 „Internet-Revolution“)

Warum ist Viagra blau? Wie Reportagen entstehen

Geschrieben am 7. August 2012 von Paul-Josef Raue.

Wie lange recherchiert ein Journalist für seine Reportagen? Gab es Schwierigkeiten bei den Recherchen? Wie kam er überhaupt auf das Thema? Was dachte er vor einem Gespräch von dem Menschen, den er porträtiert?

Leser interessiert nicht nur die Reportage, sondern – wenn sie gut ist – auch das Drumherum. Auf DVD von Filmen gibt es meist einen Bonus: „Making of“. Über das Making-of, das Entstehen einer Reportage erzählt der Spiegel schon auf der ersten redaktionellen Seite im Heft. Wer mit Redakteuren in Hamburg spricht, kommt oft und schnell zur „Hausmitteilung“; so dürfte der Redakteur, der die „Hausmitteilung“ schreibt, auch der am meisten kritisierte sein, also ein Höllenjob.

Vorbildlich macht das Making-of das SZ-Magazin: Am Ende einer Reportage sieht der Leser nicht nur das gezeichnete Porträt der Reporterin oder des Reporters, sondern liest auch das Making-of, beispielsweise in der aktuellen Ausgabe zur Titelgeschichte „Wege der Hoffnung / Wann muss das Jugendamt Kinder von ihren Eltern trennen?“ (31 – 3. August 2012):

Auf dem Weg zu dieser Geschichte fragte der Berliner Reporter ANDREAS WENDEROTH bei Dutzenden Jugendämtern in Deutschland an. Meist wurde er vertröstet, man werde nach geeigneten Fällen suchen, ja, wir rufen zurück. Zuweilen gab es begründete Absagen, etwa wenn die Familien nicht mitspielen wollten. Und hin und wieder erfuhr man, man habe keine Lust auf Presse, zu viele schlechte Erfahrungen. Umso erstaunter war Wenderoth, als sich nach Monaten erfolgloser Vorarbeit in Regensburg die Türen weit öffneten.

In derselben Ausgabe erzählt die Reporterin von ihrem Friseur und was er mit dem Gespräch zu tun hat, das sie mit Ulrike Meyfahrt geführt hatte:

GABRIELE HERPELL war 1972 voll vom Ulrike-Meyfahrt-Virus erfasst – wie ihre halbe Klasse übrigens. Sie sprangen im Sportunterricht nur noch den Flop und baten den Friseur um den Haarschnitt von Ulrike Meyfahrt. Das war nicht bei allen so eine tolle Idee.

In diesem Fall dürfte sich mancher Leser gewünscht haben, dass sich der Zeichner (oder der Friseur) ein wenig mehr Mühe gegeben hätte mit dem Bild der Reporterin.

Bisweilen ist das Making-of auch kein Making-of, sondern nur eine Anekdote aus der Recherche, die der Reporter nicht in seinem Text unterbringen konnte – wie über einen 92-jährigen Verleger im Gesundheits-Heft vom 29. Juni:

Am Anfang seiner Recherche hörte ROLAND SCHULZ das Gerücht, die Mitarbeiter der Apotheken Umschau trinken bevorzugt Champagner. Stimmt, zumindest am 5. Juni: Gewöhnlich schenkt Verleger Rolf Becker jedem Mitarbeiter an seinem Geburtstag eine Flasche Veuve Clicquot.

In demselben Heft erzählt eine SZ-Reporterin, wie sie auf die Idee kam zum Interview über die Farbe von Tabletten: („Weiß sind am billigsten.Warum ist Viagra blau?“):

MEIKE MAI kam die Idee zu diesem Interview, als sie in einer Damien-Hirst-Ausstellung vor einer Vitrine voller bunter Pillen stand. Sie fragte sich, wer kreativer war: Hirst oder die Designer der Pillen für das Werk Lullaby Spring.

(zu: Handbuch-Kapitel 32-33 Die Reportage + 39 ff „Wie man Leser gewinnt“ + der Idee, nicht nur „Zeitschriften-Vorspänne“ zu zitieren, sondern auch „Zeitschriften-Nachspänne“ im Kapitel 36 „Der Zeitschriftenjournalismus“).

Wolf Schneider lobt, versteht die 17-jährigen nicht und: Die Zukunft der Zeitungen (Das komplette dapd-Interview)

Geschrieben am 6. August 2012 von Paul-Josef Raue.
0 Kommentare / Geschrieben am 6. August 2012 von Paul-Josef Raue in Aktuelles.

„Schönes Feuer haben Sie in Ihrem dapd-Interview! Kompliment“, mailt Wolf Schneider. Lob vom Meister ist selten und nicht unbegrenzt. „Das größte Problem freilich können auch Sie nicht lösen:

1. Ich mag kein Papier mehr.
2. Informationen? Die mag ich auch nicht. (Unsere 17jährigen)“

Wolf Schneider bezieht sich auf ein Interview, in sechs Teilen an den vergangenen Tagen in diesem Blog erschienen. Hier das komplette Interview, wie es dapd am Freitag, 3. August 2012, gesendet hat:

 

Chefredakteur Raue: „Wir fahren nicht auf der Titanic“ – Google und Facebook als gemeingefährliche „Schmarotzer“ (mit Wortlautinterview/Biografie)

Erfurt (dapd-lth). Er gehört zu den bekanntesten und profiliertesten Regionalzeitungsmachern Deutschlands, Paul-Josef Raue, Chefredakteur der „Thüringer Allgemeinen“ aus Erfurt. Raue geht die Zeitungskrise konzeptionell an, setzt auf Qualitätsjournalismus – auch und gerade im Lokalen. Zusammen mit Wolf Schneider hat er „Das neue Handbuch des Journalismus“ verfasst, ein Standardwerk in der Branche. Mit dapd-Redakteur Ulrich Meyer sprach Raue über die Zukunft der Zeitungen, die Finanzierung von Journalismus sowie die Bedeutung von Google & Co.

 

dapd: Herr Raue, wie beurteilen Sie die Lage und vor allem die Zukunft der Zeitungsbranche? Ist der Untergang nahe?
Raue: Wir fahren nicht auf der Titanic! Wir kennen unser Schiff, das stabil gebaut ist und schon einige Orkane überstanden hat. Wir kennen die Eisberge, auch ihre gefährliche Schönheit unterhalb der Oberfläche. Aber wir sind Opfer unserer Lust auf Untergang, Tragödie und Katastrophe. Wir lieben das Wort „noch“: Noch gibt es die Zeitung! Noch greifen die meisten zur gedruckten Zeitung! Noch schätzen viele Menschen anspruchsvollen Journalismus! Noch gibt es uns Journalisten und noch nicht nur Blogger! Noch, noch, noch.
Wir haben aber allen Grund, selbstbewusst zu sein: Ohne seriösen Journalismus, ohne Hunderte von Lokalzeitungen, „Zeit“ und „Spiegel“, gerät unsere Demokratie ins Wanken.Was uns Sorgen macht, ist das Geschäftsmodell. Der Zeitungsmarkt wird ein reiner Lesermarkt, das heißt: Die Leser müssen immer mehr für unabhängigen Journalismus bezahlen. Nur – begeistern wir die Leser mit unserer Untergangs-Sehnsucht? Rauben wir uns nicht viel Kraft, wenn wir jammern statt handeln?

dapd: Wie versuchen Sie, Ihrer Thüringer Allgemeinen die Zukunft zu sichern?
Raue: Wir verlassen die Wolke, von der wir auf unsere Leser hinabschauten. Wir klettern die wacklige Leiter hinunter, um wieder Boden unter den Füßen zu bekommen. Wir stellen den Journalismus vom Kopf auf die Füße – ohne dabei kopflos zu werden. Wir schreiben für Menschen, mit denen wir zusammen leben, deren Bedürfnisse wir kennen. Wer sein Leben und den Alltag ohne Arroganz mit seinen Lesern teilt, der schreibt ihnen nicht mehr vor, was sie zu denken haben. Der Hochmut wäre in der Tat unser Untergang.
Die Bedürfnisse der Leser ernst zu nehmen, bedeutet für uns Journalisten: Haltet die Gemeinschaft lebendig! Haltet sie zusammen – mit Vereinsberichten, Service und tiefen Recherchen! Es bedeutet nicht, um jeden Preis populistisch zu werden, also der vermuteten Mehrheit hinterher zu hecheln. Wir ermuntern zur Debatte, wir fördern sie. Doch Debatten entstehen nur, wenn Minderheiten und Querdenker zu Wort kommen und auch Redakteure nicht nur mit dem Strom schwimmen. Leser mögen Debatten, mögen Querdenker – auch wenn sie gerne zetern: Warum steht das in meiner Zeitung? Aber sie lesen es und streiten.

dapd: Ist Regionalisierung das Allheilmittel?
Raue: Regionalisierung ist töricht, wenn darunter verstanden wird: Wir errichten 50 Kilometer vor unserer Stadt eine Mauer und schauen nur noch drüber, wenn ein Gewitter aufzieht. Regionalisierung ist klug, wenn sich Redakteure die Welt anschauen und aus der Perspektive ihrer Leser die Informationen ordnen, verständlich machen und kommentieren.
Wir haben eine Arbeitsteilung, die es Lokalzeitungen einfach macht: Die „Tagesschau“ hat die Welt, Brüssel und Berlin im Fokus; für die Leser ist sie die Instanz der Informationen aus der Welt, die sie unbedingt wissen müssen. „FAZ“ und „Spiegel“ leuchten in die Kulissen der Welt. Wir leuchten in die Nachbarschaft.
Für Redakteure sind die Nachrichtenagenturen entscheidend, um im Tagesgeschäft die Welt-Nachrichten zu entdecken, die Nutzen für das Leben ihrer Leser haben. Das kann in einer kleinen Stadt die Nachricht aus dem Westen Chinas sein, wenn eine örtliche Firma dort einen Schlachthof baut. Das ist eine Entscheidung aus Brüssel, die das Leben der Menschen verändert; das ist eine Menschenrechtsverletzung auf dem Balkan, wenn der Redakteur sowohl Zahl wie Ort von Flüchtlingen erfährt, denen die Abschiebung droht. Kein Schaden droht unserer Demokratie, wenn Redakteure von Regionalzeitungen nicht mehr die Lage in Aserbeidschan kommentieren, ohne jemals das Land bereist zu haben.

 
dapd: Die Rückbesinnung auf guten, sauber recherchierten, einordnenden, erklärenden Journalismus gilt vielen als die richtige Strategie. Wie lässt sich das finanzieren?Raue: Wenn wir immer besonnen gearbeitet hätten, ginge es uns zurzeit besser. Wir verlieren ja nicht – oder zumindest: nicht nur – wegen des Internets, sondern wegen unseres Hochmuts, unsere Leser nicht ernst zu nehmen. Die Auflagen rutschten schon, als nur wenige das Internet kannten und noch weniger nutzten. Die Auflagen rutschen selbst dort, etwa im Osten, wo das Internet am wenigsten verbreitet und am wenigsten schnell ist. Früher klagten nicht wenige Redakteure, sie stünden unter der Knute der Anzeigenabteilung. Heute klagen sie, sie stünden unter der Knute der Leser, die nur für das zahlen, was wertvoll ist. Immer schon galt: Wer sich an seine Werbekunden anpasst, hat die Zeitung und den unabhängigen Journalismus aufgegeben. Wer sich dagegen nach seinen Lesern richtet, stärkt die Zeitung und den unabhängigen Journalismus.

dapd: Sind Google und Facebook nur Schmarotzer oder symbiotische Partner der „klassischen“ Medien?
Raue: Sie sind Schmarotzer, sie sind gefährlich, gemeingefährlich, aber sie sind da, und sie sind mächtig. Wir sollten sie nutzen, benutzen, aber nicht mehr. Hätten sich die großen Verlage, vor allem in den USA, wo alles begann, dieselben Gedanken gemacht wie Steve Jobs und Mark Zuckerberg, wären diese gigantischen, die Freiheit bedrohenden Netze unter Kontrolle von Journalisten und weisen Verlegern. Aber das sagt sich so leicht, und es ist der Fehler von gestern.
Mehr Sorgen bereitet, dass auch in Deutschland Startups entstehen, die schnell millionenschwer werden: Sie werden selten von Verlagen gegründet, sondern von jungen Tüftlern, die kein Geld für teure Marktanalysen und ausführliche Business-Pläne haben und keine Lust auf lange Konferenzen.
Warum entdecken wir diese Leute nicht? Stimmt unsere Ausbildung, unsere Talent-Suche nicht mehr? Haben wir das Gespür für Ausgewogenheit verloren, wenn wir Risiko, Neugier, Spontanität und Mut in die eine Waagschale legen und Wirtschaftlichkeit, Seriosität, Kontrolle und Kontinuität in die andere?

dapd: Können Sie jungen Leuten noch dazu raten, Journalisten zu werden?
Raue: Ja und nochmals: ja – wenn ein junger Mensch mit Leidenschaft für diesen Beruf brennt. Nein – wenn ein junger Mensch den Typ Beamten schätzt in Habitus, Denken und Sein. Noch nie war der Beruf so spannend und noch nie so wichtig wie heute: Im digitalen Zeitalter muss die Freiheit und Unabhängigkeit und Verständlichkeit des Journalismus mit neuen Mitteln verteidigt werden. Die Ideen dafür bringen die jungen Journalisten mit, die mit Neugier und Lust am Experiment starten und von den alten lernen, dass die Demokratie starke Journalisten braucht und wir Journalisten eine starke Demokratie brauchen.
Zum ersten Mal in der Ausbildung lernen die Alten – die Profis der analogen Welt – von den Jungen – die technisch Versierten der digitalen. Das müsste der Beginn einer wunderbaren Partnerschaft sein. Die Alten schrieben in der Gewissheit: Wir füllen unbehelligt den Raum zwischen den Anzeigen – und vergaßen, dass Zeitungen immer kommerziell waren, einst abhängig von Werbung, bald von den Lesern oder von „Nutzern“, wie Leser digital heißen. Der Raum zwischen den Anzeigen ist mittlerweile so groß geworden, dass so manche Redaktion von Werbe-Einnahmen allein nicht mehr finanziert werden kann. Wir brauchen also neue Finanzierungen. Die müssen die Jungen finden, ohne dabei die Vernunft des Journalismus zu verraten.
dapd/T2012080351013/ume/rwe /1

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