Off the record! Wenn Politiker die Bürger täuschen und Journalisten mitspielen

Geschrieben am 8. Juni 2013 von Paul-Josef Raue.

„Nur ein Hintergrund-Gespräch!“ „Off the record!“ „Sie dürfen mich nicht zitieren!“ So schützen sich Politiker und andere Mächtige, indem sie ihre Informationen und Botschaften öffentlich machen – und sich gleichzeitig verstecken. Im AP-Blog wird daran erinnert, dass in den meisten Demokratien explizit das Recht auf freie Veröffentlichung garantiert wird. Wenn ein Politiker nicht als Quelle einer Nachricht bekannt werden will, täuscht er die Bürger. Daraus folgert AP:

Vertraulichkeit ist nur sinnvoll, wenn der Informant um seinen Arbeitsplatz bangen muss oder gar um sein Leben. Das ist aber nur selten der Fall.

So sind AP-Mitarbeiter verpflichtet zu fragen, das Treffen als nicht-vertraulich einzustufen. Gelingt das nicht, müssen sie entscheiden, ob sie gegen die Regel verstoßen – wenn die Information wichtig und glaubwürdig ist.

So viel Freiheit gewährt der deutsche Pressekodex nicht. Er bestimmt in Ziffer 5 (Berufsgeheimnis): „Die vereinbarte Vertraulichkeit ist grundsätzlich zu wahren“ und lässt in einer Richtlinie nur als Ausnahmen zu:

Vertraulichkeit kann nur dann nicht bindend sein, wenn die Information ein Verbrechen betrifft und die Pflicht zur Anzeige besteht. Vertraulichkeit muss nicht gewahrt werden, wenn bei sorgfältiger Güter- und Interessenabwägung gewichtige staatspolitische Gründe überwiegen, insbesondere wenn die verfassungsmäßige Ordnung berührt oder gefährdet ist.

Im AP-Blog geht es zudem um die Praxis von Präsident Obama, im Weißen Haus nur seine eigenen Fotografen arbeiten zu lassen – damit nur die Fotos in die Welt rausgehen, die dem Präsidenten gefallen. AP verbreitet diese Fotos nicht.

Zudem erinnert Michael Oreskes in dem Blog an die Abhör-Affäre: Das Justizministerium ließ AP-Reporter heimlich überwachen:

The importance we place on being allowed to gather the news without interference was given a great deal of attention after it was revealed last month that the Justice Department had thrown an investigative drift net over the phone records of some of our reporters and editors to identify their sources. We protested, vehemently. As AP CEO Gary Pruitt said, this was an unprecedented intrusion and chilled our ability to gather news. The case was unusual, but our position flowed from the work we do each day to assure access to the workings of governments all around the world.

Hamburger Abendblatt mit riesiger weißer Fläche – statt Foto von Cecilia Bartoli

Geschrieben am 7. Juni 2013 von Paul-Josef Raue.

Die Kultur-Seite des Hamburger Abendblatt ließ in der Donnerstag-Ausgabe (6. Juni 2013) viel Raum für Notizen. Das geplante 4-spaltige Foto zur Rezension des Cecilia-Bartoli-Konzerts kam nichts ins Blatt, stattdessen gab es weißen Raum und den Hinweis:

An dieser Stelle hätten wir gern ein Konzertfoto der Sängerin gezeigt. Doch das Schweizer Management stellte unannehmbare Bedingungen: Fotos in der Pause zur Auswahl vorlegen, die nicht genehmen löschen? Darauf haben wir uns nicht eingelassen.

Gute Nachrichten für Lokalzeitungen: Buffett kauft weiter

Geschrieben am 6. Juni 2013 von Paul-Josef Raue.

Der zweitreichste Amerikaner kauft eine Lokalzeitung nach der anderen. Laut SZ besitzt er nun auch The Roanoke Times in Virginia mit einer Auflage von 76.000. Er hält mittlerweile 29 Lokal- und 40 Wochenzeitungen, hat rund 350 Millionen Dollar investiert, und ließ mitteilen, dass seine Blätter in diesem Jahr Profit bringen werden.

Zwei große Zeitungen lassen sich offenbar vom Optimismus des Milliardärs anstecken: Times Picayune in New Orleans revidiert die Entscheidung, nur noch digital zu erscheinen, und druckt täglich wieder; und der Philadelphia Inquirer druckt wieder eine Samstagsausgabe.

Quelle: SZ 5.Juni 2013

Fotos bearbeiten: Wieviel Manipulation darf sein?

Geschrieben am 6. Juni 2013 von Paul-Josef Raue.

Wie stark darf man ein Foto digital bearbeiten? Wann wird die Wahrheit eines Bildes verfälscht? Nahezu jedes Jahr wird die Debatte geführt, wenn die besten journalistischen Bilder des Jahres gekürt werden, die Worldpress-Fotos – so auch in diesem Jahr über das Foto, das einen Trauerzug in Gaza zeigt.

Auch im Blog der Nachrichtenagentur AP ist die Fotobearbeitung ein Thema; in den internen Richtlinien von AP ist festgelegt, dass geringfügige Anpassungen in Photoshop erlaubt sind. Allerdings ist verboten: Nachträgliche Änderung von Belichtung, Kontrast, Farbwerten und -sättigung, die die Aufnahme entscheidend verändert.

Wie viel Manipulation darf sich eine Lokalredaktion erlauben, zumal viele Redakteure mit Photoshop arbeiten und im Volontariat die Technik gelernt haben. Die THÜRINGER ALLGEMEINE hat in der Wochenend-Beilage ein Interview mit ihren Fotografen Marco Kneise und Alexander Volkmann geführt über ethische Grenzen bei der Bildbearbeitung:

Den Möglichkeiten zur nachträglichen Bildbearbeitung in der Digitalfotografie sind ja kaum Grenzen gesetzt. Wie aber stelle ich sicher, dass die Fotos in meiner Zeitung authentisch sind?

Volkmann: Bei uns Fotografen der Thüringer Allgemeine gilt ein strenger Kodex, wonach Bildbearbeitung nur in dem Rahmen erlaubt ist, wie er auch in der Dunkelkammer hätte gemacht werden können.

Also beispielsweise die Farbstimmung verändern?

Kneise: Ja genau. Im Fotolabor können wir – anders als bei digitalen Fotos – an dem Negativbild ja keine Details mehr verändern. Möglich ist dort allenfalls Helligkeit, Kontraste oder Farbe über die Wahl von Belichtungszeiten, Fotopapier oder Entwicklungszeiten zu verändern. Auch das so genannte Abwedeln ist im Labor möglich und damit in der digitalen Bildbearbeitung erlaubt.

Was ist Abwedeln?

Kneise: Das bezeichnet eine moderate Veränderung der Kontrastumfänge in einzelnen Bildbereichen. Wenn eine Person im Schatten vor einer hellen Lichtquelle kaum zu sehen ist, kann ich diese Person auf dem Bild sichtbarer machen, wenn ich den Bereich im Labor nicht so stark belichte wie den Rest des Bildes. Das geht natürlich auch in der digitalen Nachbearbeitung am Computer.

Mehr Veränderung ist nicht erlaubt?

Volkmann: Wenn wir bei der Thüringer Allgemeine Veränderungen an den Bildern vornehmen, die darüber hinausgehen, müssen wir das als Fotomontage oder als nachbearbeitet kenntlich machen.

Als Manipulation bekannt geworden ist ja das Bild von der winkenden Bundeskanzlerin Angela Merkel, der die Schweißflecken unter den Achseln wegretuschiert wurden. Sollte so etwas nicht doch erlaubt werden?

Kneise: Nochmal, wenn man das Bild als bearbeitet kennzeichnet, geht das in Ordnung. Aber wo würde Manipulation anfangen und wo aufhören, wenn alle möglichen begründbaren Ausnahmen zugelassen wären. Das Bild mit Achselflecken ist nun einmal die Realität. Und der Wahrheit ist der Journalismus nun einmal verpflichtet.

Zeitungen werden von Agenturen beliefert. Wie kann man sicherstellen, dass die Bilder dort nicht zuvor bearbeitet wurden?

Volkmann: Zum einen gilt solch ein Kodex auch für jede seriöse Nachrichtenagentur. Manch internationale Agentur geht sogar so weit, die stellen nur die Rohdaten der Bilder ein. Ob die Kunden dann an der Farbe, der Helligkeit oder den Kontrasten ändern, liegt dann in deren Ermessen.

Und selbst haben Sie noch nie das Bedürfnis verspürt, etwas wegzuretuschieren?

Kneise: Nein. Manchmal schießt man ein tolles Bild aus der Situation heraus. Und dann läuft im Hintergrund jemand durch das Bild. Das ist dann ärgerlich. Aber nicht zu ändern.
Volkmann: Da denkt man nicht dran. Wenn solche Manipulationen nachträglich herauskommen würden, wären sie sofort Gesprächsthema auf allen Fotografenstammtischen.

So wie das Worldpress-Foto 2012. Das soll ja auch bearbeitet worden sein.

Kneise: Ist es auch. Die Farbe und die Kontraste vor allem. Aber das ist, wie gesagt, erlaubt. Ich denke, das Bild – es zeigt einen Trauerzug durch Gaza-Stadt – wird zu Unrecht kritisiert.

THÜRINGER ALLGEMEINE, 1. Juni 2013 (Thüringen Sonntag)

Was Diekmann lernte im Silicon Valley: Lokal, lokal! Keine Ressorts mehr, weniger Konferenzen, mehr Teams!

Geschrieben am 4. Juni 2013 von Paul-Josef Raue.

Die digitale Zukunft der Zeitung ist lokal! „Geolokal“, sagt Bild-Chefredakteur Kai Diekmann am Ende seines Silicon-Valley-Sabbatjahrs. Das solle konkret so aussehen: Das Smartphone weiß, wo ich mich aufhalte; es liefert mir die lokalen Nachrichten, die ich in diesem Augenblick brauchen kann – inklusive lokaler Werbung.

WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz berichtet auf Der-Westen.de von einem Besuch der NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft bei Diekmann. Auf Deutschland übertragen könne man, so Diekmann, weder die Mentalität noch den Erfolg des Silicon Valley – zum einen wegen der deutschen Angst vorm Scheitern.

Wir müssen in Deutschland das Scheitern lernen, wenn die Zeitungen auch digital erfolgreich sein wollen! Das ist eine der Lehren, die Bild-Chefredakteur Kai Diekmann gezogen hat: Das Scheitern ist eine Chance, es beim nächsten Mal besser zu machen. Wer scheitert, der solle schnell scheitern – um schnell wieder starten zu können.

Die Erkenntnis erinnert an einen Spruch Adenauers, der sinngemäß sagte: Es ist keine Schande hinzufallen; es ist eine Schande nicht wieder aufzustehen.

Nich nur eine Kultur des Scheiterns fehlt laut Diekmann in Deutschland, sondern auch eine „Kultur des Teilens“. Im Silicon Valley helfe jeder jedem. Zudem fehle eine Universität wie Stanford mit seinen „unglaublich guten Studenten“, die nahezu alle schon eine eigene Firma gegründet hätten.

Was Diekmann noch gelernt hat?
 

  • Journalisten müssen Kümmerer sein, nicht Nachrichten-Verwalter („Die reine Nachricht ist mittlerweile wertlos.)
  • Konferenzen, wie sie zur Routine in den Redaktionen zählen, gibt es nicht mehr.
  • Die bisherige Ressort-Aufteilung verschwindet zugunsten von Teams, die tagesaktuell an einem Thema arbeiten und auf den unterschiedlichen Kanälen ausspielen.
  • In diesen Teams arbeiten neben den Journalisten auch Techniker und Entwickler fürs Digitale mit.

So umwerfend sind diese Lehren nicht: Zum einen hat sie Diekmann selber beherzigt in seinem Blatt („Bild kämpft für sie“), zum anderen sind an funktionierenden Newsdesks in Deutschland die Ressorts schon seit einiger Zeit aufgelöst zugunsten von Teams, die ad hoc Themen, aber auch Serien bearbeiten.

Die Auflösung: Schreiben Sie schwierige Wörter richtig? (Friedhof der Wörter)

Geschrieben am 3. Juni 2013 von Paul-Josef Raue.
0 Kommentare / Geschrieben am 3. Juni 2013 von Paul-Josef Raue in Friedhof der Wörter.

Wie viele schwierige Wörter haben Sie – nach der Duden-Empfehlung – richtig geschrieben? Haben Sie sich auf die Rechtschreibhilfe von Word verlassen? Dann waren sie verlassen: In einigen Fällen hat sogar die Word-Rechtschreibprüfung in die Irre geführt, zumindest hat sie die falsche Schreibweise nicht mit einer roten Schlangenlinie markiert.

Das ist die Auflösung der 12 Testfragen vom Sonntag:

1 Adresse (falsch: Addresse)

2 Asymmetrie (falsch: Asymetrie)

3 aufwendig (falsch: aufwändig)

4 Delegierte (falsch: Deligierte)

5 Fußball (falsch: Fussball)

6 Galionsfigur (falsch: Gallionsfigur)

7 heute Morgen (falsch: heute morgen)

8 Libyen (falsch: Lybien)

9 piksen (falsch: pieksen)

10 stattdessen (falsch: statt dessen)

11 todlangweilig (falsch: totlangweilig)

12 weismachen (weißmachen)

Piksen oder pieksen? Der Test: Schreiben Sie schwierige Wörter richtig? (Friedhof der Wörter)

Geschrieben am 2. Juni 2013 von Paul-Josef Raue.
2 Kommentare / Geschrieben am 2. Juni 2013 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, Friedhof der Wörter.

Rund zweihundert Einträge umfasst die Duden-Liste der schwierigen, also oft falsch geschriebenen Wörter. Schwierig sind sie vor allem, weil der Autor nicht auf die Idee kommt, falsch zu schreiben; er greift erst gar nicht zum Wörterbuch, er verirrt sich ohne eine Spur des Zweifels.

Testen Sie sich: Welche Version ist die korrekte? Ein Tipp: Verlassen Sie sich nicht auf Ihre Computer-Rechtschreibprüfung!

1. Addresse oder Adresse?

2. Asymetrie oder Asymmetrie?

3. Aufwendig oder aufwändig?

4. Deligierte oder Delegierte?

5. Fussball oder Fußball?

6. Gallionsfigur oder Galionsfigur?

7. heute morgen oder heute Morgen?

8. Lybien oder Libyen?

9. piksen oder pieksen?

10. statt dessen oder stattdessen?

11. todlangweilig oder totlangweilig?

12. weißmachen oder weismachen?

Auflösung morgen in diesem Blog. 

Kolumne der Thüringer Allgemeine, geplant für den 3. Juni 2013

Die Leiden des Chefredakteurs in seiner Redaktion (Zitat der Woche)

Geschrieben am 30. Mai 2013 von Paul-Josef Raue.

Ich habe (einen Leser) eingeladen, sich persönlich in der Redaktion davon zu überzeugen, dass auch der Chefredakteur nur einer unter vielen Redakteuren ist und mit lauter Redakteuren zusammenarbeitet, die sich von ihm nichts sagen lassen, sondern eine eigene Meinung haben.

Joachim Braun, Chefredakteur des Nordbayerischen Kurier (Bayreuth) in seinem Blog „Angekommen in Bayreuth“, als zu einem öffentlichen Treffen mit dem Chefredakteur gerade mal zwei Leser gekommen waren.

Immer mehr Fehler in der Zeitung oder: Die schwierigsten Wörter (Friedhof der Wörter)

Geschrieben am 28. Mai 2013 von Paul-Josef Raue.
0 Kommentare / Geschrieben am 28. Mai 2013 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, Friedhof der Wörter.

Die täglichen Fehler in der Zeitung werden immer peinlicher. Welche Qualifikation müssen Mitarbeiter, die sich Journalisten nennen, überhaupt nachweisen?

Das fragt ein TA-Leser aus Bad Langensalza. Wir kennen und schätzen die Fehler-Detektive unter den Lesern, die statt der „Kinderkrippe“ die „Kindergrippe“ entdecken und statt „Vergären“ von Früchten das „Vergehren“. Der Spiegelfüllt mit Sprach- und Logik-Schnitzern jeden Montag den „Hohlspiegel“.

Ein TA-Leser, der in einem Versicherungsbüro arbeitet, vermutete gar eine Demenz-WG in der Redaktion, als er von einem „Stehgreifspiel“ las statt vom „Stegreif“.

Den „Stegreif“ führt der „Duden“ in seiner Liste der schwierigen Wörter, die oft falsch geschrieben werden. Warum sind Wörter schwierig? Warum werden sie oft falsch geschrieben?

Der „Stegreif“ zum Beispiel ist ein Bild, das längst aus unserem Bildergedächtnis verschwunden ist und selbst von Reitern kaum mehr verstanden wird. Der Stegreif ist ein tausend Jahre altes Wort aus dem Mittelhochdeutschen und bezeichnete den Reif, also den Ring, um auf ein Pferd zu steigen. Heute nennen wir ihn Steigbügel.

Wer aus dem Stegreif reden kann, der spricht schnell – ohne vom Pferd hinabzusteigen. Goethe mochte die Redensart: „Aus dem Stegreif die Reime zu machen, wie leicht war das!“ Und Lessing brachte den Stegreif und das Sprachgenie zusammen: „Jedes große Genie redet alles aus dem Stegreif.“

Sprachgenies heute, so sie Journalisten sind, sollten den Stegreif meiden, damit sie nicht zum Stehen kommen im „Stehgreifspiel“. Sprachbilder, die im Kopf kein Bild mehr malen, sind unnütz, verwandeln sich in leere Redensarten – eben schwierige Wörter.

Kolumne derThüringer Allgemeine, Montagausgabe 27. Mai 2013

Der Speisewagen wird zum gastronomischen Service (Friedhof der Wörter)

Geschrieben am 23. Mai 2013 von Paul-Josef Raue.

„Ein Kauderwelsch aus Namen und Begriffen – wild aneinandergereiht.“ Ein Leser zählte 16 Substantive auf, von „Franziskus“ bis „Fußballgott (totale Entgleisung)“ und beschwerte sich vehement über den Franziskus-„Friedhof“, erschienen kurz nach der Papstwahl.

Er hat Recht: So stark Hauptwörter auch sind, so schwer und unerfreulich wirken sie, wenn sie massenhaft auftreten. Deshalb greife ich heute ein einfaches Thema auf: Der Zugbegleiter im ICE.

Luthers schaute dem Volk aufs Maul. Das sollte auch ein „Zugbegleiter“ beherzigen, dem wir seinen schönen neuen Titel gönnen; den „Schaffner“, obwohl kürzer und netter, begraben wir auf dem Friedhof der Wörter.

Über den Zug-Lautsprecher begrüßt der Zugbegleiter seine Fahrgäste, „die zugestiegen sind“, und weist sie auf den „gastronomischen Service“ hin. Er meint das Restaurant und das Bistro. Warum weist er nicht auf „Restaurant und Bistro“ hin? Ein Leser erinnerte auch noch an den „Speisewagen“, der sich langsam dem Friedhof der Wörter nähert.

„Gastronomischer Service“ ist ein abstrakter, ein kühler Begriff. „Restaurant“ zeichnet in unserem Gehirn ein Bild, für die meisten ein angenehmes Bild mit warmen Farben; noch detaillierter ist das Bild des Speisewagens.

Wörter, die Bilder zeichnen, sind Wörtern überlegen, die im Kühlschrank unseres Gehirns abgelegt werden.

„Gastronomischer Service“ besteht zwar nur aus zwei Wörtern, aber bildet mehr Silben als „Restaurant und Bistro“ und ist deutlich länger als der „Speisewagen“. Es spricht also nichts für den Service – außer dem Rat der Deutschlehrerin, Wörter nicht zu wiederholen und Synonyme zu suchen.

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