„taz am wochenende“: Fällt der Weltuntergang sonntags aus?
Am Wochenende darf man sich doch auch mal des Lebens freu’n,oder?
Ines Pohl, taz-Chefredakteurin.
Das Zentralorgan des deutschen Weltuntergangs bringt in der 3,20 Euro teuren Wochenend-Ausgabe zwei Seiten nur mit „Fortschritts“-Nachrichten, Positives eben, unglaubliche zwei Seiten Positives – um neue Leser ans Blatt zu binden.
(Quelle: SZ 20. April 2013, „Die Entdeckung der Langsamkeit“)
Der Dativ und die DDR oder: Wer ging besser mit der Sprache um?
Die Gebildeten in der DDR waren sicher, sie achteten mehr auf die korrekte Sprache als die Menschen im Westen. Im Leseland DDR schrieben die Leute besser, genauer und regelgerecht, so die auch heute noch vorherrschende Überzeugung. Der Blick in die Zeitungen genüge, dass Schludrigkeit nach der Wende eingezogen sei.
Ein Erfurter Leser der Thüringer Allgemeine schrieb zu einer Überschrift auf der Titelseite vom 15. April:
Sie schreiben: „Mädchen ertrinkt in Ententeich“. In der DDR hätte man geschrieben: „Mädchen ertrinkt im Ententeich“.
Merke zu den Präpositionen: Mit dem Dativ stehen sie so, wenn man fragen kann: Wo? (Lehrstoff 3. Klasse, Grundschule). Aber DDR zählt heute nicht mehr! Oder vielleicht doch?
Der TA-Chefredakteur greift in der Samstags-Kolumne „Leser fragen“ das Thema auf und antwortet (20. April 2013):
Sie haben Recht – mit der Präposition. „Mädchen ertrinkt im Ententeich“ ist korrekt.
Dabei haben wir nicht den Dativ unterschlagen, sondern den Artikel: „Mädchen ertrinkt in einem Ententeich.“ Das Weglassen des Artikels in einer Überschrift ist eine Medien-Eigenart: Da in eine Überschrift nur wenige Buchstaben passen, geizen Journalisten mit jedem als unnötig erachteten Wort und Buchstaben. Sie können es ruhig eine Medien-Schlamperei nennen.
Diese Überschrift „Mädchen ertrinkt in Ententeich“ fanden Sie an diesem Tag dutzendfach im Internet – bei fast allen Medien vom „Focus“ über „Die Zeit“ bis zu RTL und T-Online. Dieser journalistische Herdentrieb macht es aber weder besser noch richtig.
Was das Mädchen, im Ententeich ertrunken, mit der Achtung vor der DDR zu tun, ist schon schwerer zu verstehen. Der Dativ war im Westen und in Österreich ebenfalls geachtet und wurde in den Schulen gelehrt.
Gerade in der Sprache blieb Deutschland einig – trotz Mauer. Der in Wismar geborene Sprach-Professor Harald Weinrich stellte 1983 in einem Göttinger Vortrag über die Zukunft der deutschen Sprache fest: Nach einer Generation getrennter Sprachentwicklung kann festgestellt werden, die deutsche Sprache ist ungetrennt und ungeteilt.
Er folgerte daraus. „Es ist offenbar einfacher, einen neuen Staat als eine neue Sprache zu gründen.“
Kommentar eines TA-Lesers:
Als interessierter Leser insbesondere der Leserbriefseite der TA heben sich – wie ich es empfinde – bestimmte Beiträge häufig wiederkehrender Leserbriefschreiber hervor; der o.g. Leserbrief stellt jedoch ob seiner entlarvenden Schlichtheit alles in den Schatten.
Umso beeindruckender habe ich Ihre nüchterne, pointierte Antwort empfunden.
Wissenschaft: Wer muss sich quälen? Der Leser oder der Autor?
Dürfen Wissenschaftler kompliziert schreiben und so Distanz zum Bürger schaffen? Bei einem Germanisten-Kolloquium in Hannover bejahte dies offenbar der Berliner Germanist Steffen Martus und unterstrich laut FAZ-Bericht, „dass die Gegenstände der Forschung naturgemäß schwierig seien und die schwierige Sprache dieser Tatsache geschuldet sei“.
Wilhelm Krull, der Generalsekretär der Volkswagen-Stiftung, will dagegen die Verständlichkeit fördern und Bewerber für ein Stipendium ermutigen, „ohne spezielle Antragsprosa und Fachjargon die Ziele ihrer Forschung aufzuschreiben“. (FAZ,17. April 2013: „Medienkulturlehrerbildung oder Dienst am Text?“)
Krulls Forderung, verständlich zu schreiben, folgt der Forderung im „Handbuch des Journalismus“: Nicht der Leser muss sich quälen, sondern der Schreiber. Der Journalist übersetzt Kompliziertes in einfache Sprache, findet den roten Faden durch ein Labyrinth.
Wer Politik für die Bürger macht (und das soll in einer Demokratie so sein), wer also das Volk vertritt, muss auch vom Volk verstanden werden. Wenn es einem Politiker nicht gelingt oder er absichtlich vernebelt, dann schafft der Journalist Klarheit.
In der Wissenschaft, erst recht in der Germanistik, ist es ähnlich: Die Bürger bezahlen die Forschung und wollen wissen, wie die Forscher ihre Welt und ihren Alltag verändern. Im besten Fall wollen sie mitreden – und das setzt voraus, dass die Bürger verstehen, was die Experten treiben.
Zur Qualitäts-Debatte ein Kuriosum am Rande: Die FAZ schrieb am 17. April im Feuilleton in einer Überschrift: „Die Londoner Buchmesse flüchtet sich in Qualität.“
Eine Flucht in die Qualität? Nein, es ist ein handwerklicher Fehler: Die FAZ nutzte ein Zitat, auch sinnwidrig – denn es bezog sich auf Amazon und nicht auf die Buchmesse.
FACEBOOK-Kommentar:
Raphael Raue:
Eine vernünftige Forderung. Allein mir fehlt der Glaube daran, dass es tatsächlich möglich ist, Komplexitäten jederzeit soweit zu reduzieren, dass sie gemeinhin verständlich sind. Reduktion bleibt eben Reduktion. Und das ist nicht die einzige Aufgabe von Wissenschaft. Und Wissenschaft darauf zu reduzieren würde Wissenschaft in ihren Grundfesten abschaffen, eben in jeglicher Hinsicht sinnlos sein zu dürfen; sicherlich ohne dieses Privileg immer in Anspruch nehmen zu müssen ;)“
Antwort:
Wissenschaftler untereinander können (und müssen wohl auch) Komplexes komplex beschreiben, um eine Genauigkeit zu erreichen, die für Laien schwer verständlich ist. Da dürfen sie selbstverständlich auch eine Spezialsprache nutzen, um von allen in der wissenschaftlichen Gemeinschaft genau verstanden zu werden.
Am Ende müssen Wissenschaftler jedem verständlich machen, was sie tun – auch auf die Gefahr hin,nicht mehr hochpräzise zu sein. Die Menschen in einer Demokratie müssen erfahren, wer die Gene manipuliert und warum er es tut usw.
Henning Noske per Facebook:
Die besten Wissenschaftler können buchstäblich in Bildern und Geschichten sprechen. Sie profitieren davon auch für ihre wissenschaftliche Arbeit. Die besten Journalisten erzählen in Bildern und Geschichten. So wird ein Schuh draus.
Gehört der Doktor-Titel zum Namen? Nein
Schreiben wir in der Zeitung prinzipiell „Dr. Müller“ – weil der Dr.-Titel zum Namen gehört?
Nein. Die Thüringer Allgemeine erklärte es ihren Lesern im Blatt:
Warum ein „Dr.“ seinen Titel verliert – Nachrichtenagenturen geben die Regeln vor
Ein Arzt aus Nordthüringen bittet um Antwort:
„Ich frage mich, wieso die Redaktion meinen Doktortitel unterschlagen hat. Laut der Pressewartin unseres Vereins war mein Titel in dem Artikel an Sie noch vorhanden. Ich hätte hierzu gerne eine Erklärung. Vor allem in Zeiten, da Promotionen immer wieder hinterfragt werden, kann ich mir nicht verkneifen, hier eine Böswilligkeit zu vermuten.“Chefredakteur Paul-Josef Raue antwortet:
Akademische Titel wie Prof. oder Dr. werden nicht erwähnt. In Meldungen über wissenschaftliche Themen kann der Professorentitel genannt werden.“So lautet eine Regel im Stilbuch der Nachrichtenagentur dapd. Ähnlich formuliert es die Deutsche-Presse-Agentur (dpa) in ihrem Handbuch: „Akademische Titel sind zwar Bestandteil des Namens, doch verzichten wir auf die Nennung, sofern der Titel nicht für das Verständnis wichtig ist.“
Regeln im Journalismus werden von den großen Nachrichten-Agenturen aufgestellt, die jeden Tag Hunderte von Nachrichten verbreiten für Zeitungen, Radios und Fernsehsender. Redaktionen, wie auch unsere, halten sich an diese Regeln − in der Regel.
Die amerikanische Nachrichtenagentur AP weist in ihrem Regelbuch darauf hin, dass die meisten Leser den Dr.-Titel auf einen Arzt beziehen − und somit die Nennung eines Titels nur Sinn macht, wenn das Fachgebiet des „Dr.“ genannt wird. Interessant für den Leser ist in der Tat nicht der Titel, sondern allenfalls das Fach, in dem jemand promoviert wurde.
Warum soll bei einem Bundesliga- Schiedsrichter der Titel genannt werden, wenn sich der „Dr.“ auf eine Promotion in Zahnmedizin bezieht? Oder bei einem Politiker im Verkehrsausschuss, der in Chemie promoviert wurde?
Da zudem viele Promovierte ihren Dr.-Titel nicht erwähnen oder er der Redaktion nicht bekannt ist, dürften die Nachrichtenagenturen die Regel aufgestellt haben: Wir verzichten auf den Titel − es sei denn er ist für das Verständnis des Textes notwendig.
Einige Leser protestierten dagegen (auch weil Redakteure bisweilen gegen die Haus-Regel verstoßen) und betonten: Der Dr. gehört doch unbedingt zum Namen.
Die FAZ schreibt in „Beruf und Chance“ nicht nur, das der „Herr Dr.“ bald ausgedient habe und die Promotion nicht unbedingt der Karriere nütze, sondern stellt auch fest: Der Doktortitel gehört nicht zum Namen!
Sowohl der Bundesgerichtshof 1962 wie das Bundesverwaltungsgericht 1957 haben entschieden: Ein akademischer Titel, aber kein Namensbestandsteil. In dem Punkt irrt also dpa. Allerdings kann der „Dr.“ seit 1988 in Reisepass und Personalausweis eingetragen werden.
Quelle: FAZ 13. April 2013, Zeit 1/2009 oder SZ 14.7.2011
Offshore-Leaks: Journalisten treiben Europas Finanzminister
Ohne die Steueroasen-Recherchen und -Enthüllungen der Süddeutschen hätten sich die Finanzminister in Brüssel nicht auf eine Initiative gegen Steuerflucht geeinigt. An diesem Wochenende ist durch den Druck der Offshore-Leaks in Europa mehr bewegt worden als in den Jahren zuvor.
Das beweist dreierlei:
1. Wichtiger als alle Online-Print-Debatten, wer die Schönste sei im Land, ist die Qualität des Journalismus, ob lokal, national oder weltweit.
2. Tiefe und unabhängige Recherche macht die Qualität des Journalismus aus. Sicher müssen Medien auch Orientierung geben und die Welt verständlich machen, aber dies ist ohne Recherche von geringerem Wert.
3. Demokratie gelingt nur durch freien Journalismus, der seine Quellen schützen darf und dabei auch vor und von dem Staat geschützt wird, und der aufwändige Recherchen finanzieren kann.
Dies ist mein Leitartikel, geplant für die Thüringer Allgemeine (15. April 2013)
Endlich wollen Europas Finanzminister, fast geschlossen, Steuerflüchtlinge jagen, also Millionäre, die ihr Geld in Oasen verstecken – ohne an die Gesellschaft zu denken, in der sie leben und von der sie leben.
Milliarden Euros werden gar nicht versteuert. Deutschland und anderen Ländern können so Geld, das den Bürger zusteht, weder in Bildung oder Entschuldung stecken noch zum Stopfen der Schlaglöcher in den Straßen.
Die Finanzminister, voran Wolfgang Schäuble, zeigten sich am Wochenende entschlossen, um jeden Steuer-Euro zu kämpfen; nur Österreichs Finanzministerin kämpft noch für das Schwarzgeld, das ihr Land reicht macht.
Warum erwachen die Minister? Sind Steueroasen nicht lange bekannt? Schüttelt die Finanzkrise Europa nicht seit Jahren?
Es sind Journalisten, die sie treiben. Sie haben detailliert aufgespürt, wer seine Millionen versteckt. Journalisten sind über zwei Millionen Dateien zugespielt worden. Da Journalisten ihre Informanten nicht preisgeben, bekommt Wolfgang Schäuble die Dateien nicht – und muss selber Initiative entwickeln.
Wer einen Beweis braucht, wie notwendig und nützlich freier Journalismus ist, der schaue nach Brüssel, wenn sich die Finanzminister treffen.
Pressekonferenz mit Reh-Steak und bunten Wildspießen
Pressekonferenzen sind bisweilen nicht nur Pressekonferenzen, sondern auch Lustspiele. Die schönsten Einladungen sind eine Sammlung wert. Beginnen wir mit dieser:
Im Anschluss an den informativen Teil der Pressekonferenz können Sie sich gemäß dem Motto „Wild(es) Grillen“ auf Köstlichkeiten aus Wildbret wie Reh-Steak, gegrillte Wildschweinrippchen und bunte Wildspieße freuen… Wir freuen uns, wenn Sie diese Einladung annehmen und bitten um eine Rückmeldung per E-Mail.
Was ist eine Dreistadt? (Friedhof der Wörter zu einer Minister-Idee)
Dirk Reinhardt schreibt im“Ostblock“ der Zeit (4. April 2013):
Vor einigen Monaten habe ich hier im mal Ostblog versucht, das etwas komplizierte, für Außenstehende aber durchaus auch amüsante (Nicht-)Verhältnis zwischen den Städten Erfurt, Jena und Weimar zu beschreiben. Sie erinnern sich vielleicht: Das sind die drei Städte im Zentrum Thüringens, deren Bewohner offiziell nichts miteinander zu tun haben wollen, was sie aber nicht davon abhält, aus beruflichen Gründen oder denen des Freizeit-Vergnügens hin- und herzupendeln…
Thüringens Wirtschaftsminister Matthias Machnig hat ein Zukunftskonzept für Thüringen vorgelegt, in dem doch allen Ernstes die Rede von der “Drei-Stadt” Erfurt-Weimar-Jena ist. Gemeint ist damit zwar ausdrücklich nicht eine Fusion der drei Städte zu einer Thüringer Superstadt, aber immerhin ein aufeinander abgestimmtes, gemeinsames Planen zum Beispiel in Sachen Nahverkehr oder Wohnungsbau.
Damit könnte diese Region zu einer Art Metropole Thüringens zusammenwachsen, so die Begründung Machnigs oder seiner Referenten (man weiß ja bei Ministern nie so genau, ob sie sich die Konzepte, mit denen sie an die Öffentlichkeit gehen, selbst ausgedacht haben). Also eine Art zweites Ruhrgebiet, wobei das räumliche Zusammenwachsen durch neue Wohngebiete entlang einer imaginären S-Bahn-Linie zwischen den drei Städten erfolgen soll.
Diese Drei-Stadt-Geschichte ist nicht der einzige Vorschlag des Machnigschen Zukunftskonzepts, aber der skurrilste… Na immerhin hat Machnig so für etwas Spaß gesorgt im beschaulichen Thüringen.
**
Der „Friedhof der Wörter“ beschäftigt sich auch mit der „Dreistadt“:
Das Glück wird einem Minister nicht jeden Tag gegönnt: Er prägt ein Wort, das selbst der Duden nicht in den deutschen Sprachschatz aufgenommen hat. „Dreistadt“, von Wirtschaftsminister Machnig geprägt, wartet also noch auf die Aufnahme.
Der Minister meint, auch polemische Angriffe abwehrend aus allen möglichen Thüringer Ecken und Kanten: „Dreistadt“ meint doch nur drei Städte.
Hat er Recht? Schauen wir auf ähnliche Wörter, also Verbindungen von „Drei“ und einem Substantiv:
- Das Dreiblatt, vorzugsweise ein dreiblättriges Kleeblatt: Wer Glück hat und es findet, hat einen Klee mit drei Blättern.
- Das Dreirad ist ein Rad mit drei Rädern.
- Der Dreispitz ist ein Hut mit drei Spitzen, also drei Ecken.Dreikönig ist ein Feiertag in Sachsen-Anhalt mit drei Königen, die in der Krippe bleiben.
- Dreisprung ist eine olympische Disziplin, in der Sieger wird, der hintereinander dreimal ganz weit hüpft.
Wer also „Drei“ mit einem Substantiv verbindet, fügt drei Dinge zusammen – zu einem.
Eine Dreistadt ist also eine Stadt mit drei Stadtteilen. Solch eine „Dreistadt“ erinnert an eine theologische Konstruktion: Die „Dreifaltigkeit“ – also ein Gott in drei Personen. Der Verstand tut sich schwer damit, der Christ muss es einfach glauben.
Ist die „Dreistadt“ vielleicht auch eine theologische Konstruktion?
Thüringer Allgemeine, 8. April 2013
Stefam Heym zum 100. – „Es kostet mehr Zeit, kurz und prägnant zu schreiben
Was für ein Glück, wenn ein angehender Journalist schon einen Meister findet. Stefan Heym, der morgen (10. April) seinen 100. feiern könnte, schreibt in seinen Erinnerungen „Nachruf“ von einem Besuch bei Wilhelm Münzenberg:
Münzenberg wollte populistische Blätter gemacht haben, Boulevard-Stil, und wie S.H. in seiner späteren Arbeit selbst erfahren sollte, kostete es mehr Zeit, kurz und prägnant zu schreiben als wortreich und verschwommen, und noch mehr, anderer wortreiche Prosa auf ein lesbares Maß zu trimmen.
Münzenberg, der gebürtige Erfurter, gründete zusammen mit Zille auch den Eulenspiegel. Er starb 1940 auf der Flucht vor den Nazis in Südfrankreich.
Die Schwierigkeiten, kurz zu schreiben, hatten auch andere:
Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen einen langen Brief schreibe, für einen kurzen habe ich keine Zeit.
Goethe soll es geschrieben haben oder Voltaire oder Mark Twain oder Karl Marx. Wer es auch war: Es ist ein wahrer und treffender Satz.
Stefan Heym schreibt in seinen Erinnerungen auch über Bruno Frei, den Chefredakteur von Berlin am Morgen:
Frei war in einer Linie nicht Funktionär, sondern Journalist, Berufsjournalist sogar, und Österreicher; die österreichische Presse aber zog sich Leute heran, die eine leichte Hand hatten und im allgemeinen auch mehr Phantasie als ihre deutschen Kollegen; jedenfalls lasen sich die deutschen Lügen immer viel schwerfälliger.
Annika Bengtzon (8): Schlagzeilendiebstahl
Eine Wissenschaftlerin erzählt Annika Bengtzon vom Schnüffeln und Belauern unter den Forschern; sie gibt den Rat ihres Doktorvaters weiter, alle Blätter umzudrehen, wenn man seinen Schreibtisch verlasse, und niemanden zu erzählen, was man gerade mache. Aber selbst Professoren klauten die Ergebnisse ihrer Doktoranden.
„Ach herrje“, sagte Annika. „Ich dachte, Schlagzeilendiebstahl gäbe es nur in meiner Branche.“
(aus Liza Marklunds Krimi „Nobels Testament“, Seite 235)
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Die Schlagzeile
Darf man die gleiche Geschichte mehrmals zum Aufmacher erheben? An drei aufeinander folgenden Tagen auf Seite eins? Nein, am dritten Tag ging der Verkauf fast immer zurück, auch wenn die Geschichte immer noch gut war. „Die Hauptschlagzeile am dritten Tag zu wechseln, war Grundregel Nummer eins.“
(Paradies 418)
Peter Handke: Die scheußlichsten Wörter kommen von Journalisten
Wenn Sie das Wort einknicken noch mal verwenden, stelle ich Sie hinaus in den Regen. Einknicken, sich hinauslehnen, verschnarcht: Die scheußlichsten Wörter der Bundesrepublik kommen von Journalisten.
Peter Handke in einem Interview mit dem Magazin der Süddeutschen Zeitung (19.10.2012)
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