Alle Artikel der Rubrik "Friedhof der Wörter"

Redaktion der Zukunft: Keine deutschen Sprachkenntnisse erforderlich

Geschrieben am 26. Juli 2013 von Paul-Josef Raue.

Wollen Sie „Strategien zur redaktionellen Veränderung“ kennenlernen? WAN-Ifra bietet Schulungen in vier deutschen Städten an und macht allen Chefredakteuren und Leitenden Redakteuren die Teilnahme schmackhaft:

Für die Teilnahme sind keine deutschen Sprachkenntnisse erforderlich.

Offenbar qualifiziert zu höheren Aufgaben nicht mehr die Kenntnis der deutschen, sondern der englischen Sprache. Wenn ich mir Leserbriefe durchlese: Nicht wenige Leser vermuten dies schon seit einiger Zeit.

In der Einladung in deutscher Sprache wird eine Roadshow angekündigt, um den Workflow in den Griff zu bekommen beim Publizieren in einer Multi-Channel-Umgebung mit digitalen Tools. Dies gilt als Förderung von Qualitätsjournalismus.

Wird die deutsche Sprache zu einer Kolonie des Englischen? (Friedhof der Wörter)

Geschrieben am 21. Juli 2013 von Paul-Josef Raue.
2 Kommentare / Geschrieben am 21. Juli 2013 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, Friedhof der Wörter.

Anglizismen über Anglizismen unter den fünftausend Wörtern, die Redakteure in den neuen Duden aufgenommen haben: Crossdressing, E-Book-Reader, Facebook, Mikropayment, Shitstorm und andere mehr. Wird die deutsche Sprache zu einer Kolonie des Englischen?

Wer auf diese Frage mit Ja antwortet, der prüfe sich:

> Wie hoch ist der Anteil der englischen Fremdwörter im neuen Duden?
a) 3,7 Prozent
b) 18,9 Prozent
c) 40,1 Prozent

> Hat sich die Zahl der englischen Wörter im vergangenen Jahrzehnt vermehrt?
a) Nein, unverändert
b) ein Viertel mehr
c) doppelt so viel

> Aus welcher Sprache stammen im neuen Duden die meisten Fremdwörter?
a) Englisch
b) Latein
c) Französisch
d) Griechisch

Ich muss alle enttäuschen, die über den Untergang der deutschen Sprache klagen:

> Gerade mal 3,7 Prozent der Fremdwörter stammen aus dem Englischen;

> die Zahl ist ähnlich hoch wie vor einem Jahrzehnt;

> das Englische steht in der Rangliste der Fremdwörter-Herkunft erst auf dem dritten Rang, gemeinsam mit dem Französischen; fast 6 Prozent stammt aus dem Lateinischen, gefolgt vom Griechischen mit 4 Prozent.

Sprache wandelt sich, entgegen unserem Eindruck, nur sehr langsam. Die Griechen hatten in der frühen Geschichte des Abendlands ein großen Einfluss auf die Römer; geblieben sind bis heute die Gräzismen wie Alphabet, Butter, Ironie und Tachometer.

Die Römer hatten einen großen Einfluss auf die Deutschen, weil Gelehrte, Adlige und Priester im Mittelalter die lateinische Sprache nutzten – bis Luther kam; geblieben sind Adapter und Bürger, Kruste und Laktose.

Erst spät fanden die höheren Stände das Französische so chic, dass viele Wörter, Gallizismen genannt, in unsere Sprache eintauchten, vom Adieu über die Broschüre bis zu Portemonnaie und Frisör.

Das Abendland geht also noch nicht unter, unsere deutsche Sprache erst recht nicht. Daraus zu folgern, hemmungslos alles Englische aufzusaugen, ist dennoch töricht.

Wo immer ein deutsches Wort besser ist, verständlicher und kürzer, sollten wir es nutzen: Das elektronische Buch, das E-Buch, ist dem E-Book überlegen. Im Duden stehen beide, beim Buchhändler finden Sie durchweg ein E-Book. Warum nur?

erweitere Fassung der Kolumne „Friedhof der Wörter“ in der Thüringer Allgemeine, 22. Juli 2013

Kommentare auf facebook

von Manfred Günther (21.7.13):

„Wehe unserer Sprache, wenn Fremdwörter ein Muster des Geschmacks würden.“
Johann Gottfried Herder (1744 – 1803),
der auch gesagt hat:
„Ein Volk hat keine Idee, zu der es kein Wort hat.“

von Thomas Bärsch (21.7.)

Unsere Sprache steht doch noch nicht am Rand des Abgrunds; Paul-Josef Raue rechnet es vor.

Auflösung des großen Duden-Tests: Sprache auf Low-Carb-Diät (Friedhof der Wörter)

Geschrieben am 13. Juli 2013 von Paul-Josef Raue.

Wer gerne und viel wandert, kennt die Hosen, die unterhalb des Knies einen Reißverschluss haben. So kann man im Sommer den unteren Teil leicht abtrennen – und bekommt eine Dreiviertelhose.

Abzippe nennt man diese Trennung. „Abzippen“ ist eines der Wörter, die der Duden in seine aktuelle Auflage genommen hat. Nach der Bedeutung von „abzippen“ hatte ich im „Friedhof der Wörter“ in der vergangenen Woche gefragt. Was bedeuten die übrigen elf Neuen?

Compi ist ein Scherzwort, eine Kurzform für Computer.

Enkeltrick stammt aus dem Wortschatz der Polizei. „Rat mal, wer anruft“, meldet sich ein Mann bei älteren Menschen und gibt sich als Enkel aus oder naher Verwandter. So ergaunern Betrüger Zigtausende von Euro und mehr.

Fremdvergeben ist die lobenswerte Verwandlung eines Anglizismus: Ein Betrieb vergibt eine Herstellung oder Dienstleistung in einen anderen Betrieb, meist um Kosten zu sparen. Das „Outsourcen“ steht auch noch im Duden.

Gentrifizieren zählt zu den überflüssigen Soziologen-Wörtern, schafft es gleichwohl in den Duden: Ein Stadtteil verwandelt sich – etwa von einem Armen- in ein Künstlerviertel.

Low-Carb-Diät meint den Verzicht auf Kohlehydrate, also Kuchen, Kartoffeln und Erbsen.

Nanoskalig ist ein Fachbegriff, der auf extrem Kleines (Nano) verweist und nichts im Duden zu suchen hat.

Performant bedeutet in der EDV-Welt: leistungsfähig.

Rabaukin ist der Sieg der Männer über die weiblich dominierte Sprache: Der Rabauke wird zur Frau.

Schüttelbrot ist ein hartes Fladenbrot, das in Südtirol gerne mit Speck oder Käse gegessen wird.

Spacko kommt aus der Umgangssprache ebenso wie der

Vollpfosten – beide Wörter meinen: besonders dumme Menschen.

Sind Sie ein Sprachgenie?

Wer 9 bis 12 Wörter kennt, darf sich als hochbegabt feiern lassen: Er ist schlank, gut bezahlt und kennt sich in der Nanotechnik so gut aus wie in der Gosse.

Wer 5 bis 8 kennt, ist ein wacher, neugieriger Mensch, der weiß, was wichtig ist, aber auch was man alles nicht wissen muss und kann.

Wer weniger als 5 Wörter kennt, kann sich glücklich schätzen: Er hat nichts verpasst und ist alles, nur kein dummer Mensch.

Der neue Duden: Rabaukin ist ein Vollpfosten (Friedhof der Wörter)

Geschrieben am 7. Juli 2013 von Paul-Josef Raue.

Der erste Duden erschien 1880, er listete knapp dreißigtausend Wörter auf. Der neue Duden erscheint in diesen Tagen, er listet fast fünf Mal so viele Wörter auf.

Der Duden wird immer dicker. Unsere Sprache entwickelt sich so völlig anders als unsere Bevölkerung: Mehr Geburten als Beerdigungen.

Immer mehr Wörter, aber immer weniger Wissen, wie unsere Wörter korrekt geschrieben werden – so lautet ein lauter werdender Vorwurf der Liebhaber der deutschen Sprache, auch in vielen Briefen an den Friedhofs-Wärter. Ob alle, die so klagen, auch alle Veränderungen kennen und verstehen?

Ob Liebhaber oder Ignorant: Testen Sie Ihr Wissen! Dies sind zwölf Wörter, die erstmals im Duden stehen: a) Was bedeuten Sie? b) Sind sie korrekt geschrieben?

1. abzippen
2. Compi
3. Enkeltrick
4. fremdvergeben
5. gentrifizieren
6. Low-Carb-Diät
7. nanoskalig
8. performant
9. Rabaukin
10. Schüttelbrot
11. Spacko
12. Vollpfosten

Das Rechtschreib-Programm markiert übrigens elf dieser zwölf Wörter als falsch oder unbekannt

Der längste Satz und die meisten Klicks

Geschrieben am 2. Juli 2013 von Paul-Josef Raue.

Ich freue mich, dass sich viele Journalisten um die Sprache sorgen:

– ECHO –

Meistgeklickter Link am Freitag Morgen war der bisher längste Zeitungssatz 2013. Er kommt von „FAZ“-Feuilletonisten Gerhard Stadelmaier und ist 208 Wörter lang.
journalismus-handbuch.de

Turi2, 1. Juli 2013

Die Deutsche Meisterschaft des längsten Satzes: 208 Wörter – Wer findet mehr?

Geschrieben am 26. Juni 2013 von Paul-Josef Raue.

Wir sind auf der Suche nach dem längsten Satz in diesem Jahr, der in einer Zeitung gedruckt wurde. Zur Zeit führt der Feuilletonist Gerhard Stadelmaier, der in seinem Text über die Trauerfeier von Walter Jens 208 Wörter in einem Satz unterbrachte (nach der Word-Wörterzählung):

Abgesehen davon, dass Jens im Jahr 1998 zu Mozarts „Requiem“ (KV 626) Zwischentexte, Reflexionen schrieb, die den ewigen protestantischen Aufklärer Jens und Auf-Verbesserung-der-Welt-Hoffer als doch etwas leichtfertigen Um- und Gegendeuter und Verharmloser der gewaltigen katholischen Totenmesse zeigt, die das Jüngste Gericht und die Flammen der Verdammnis und die Sühne für alle Sünden und die Gnadenlosigkeit eines Gottes beschwört, bei dem allein die unberechenbare Gnade liegt; abgesehen auch davon, dass Jens im Jahr 2006, als er zur „Reqiem“-Musik seine „Requiem“-Gedanken vortrug, plötzlich das Vermögen, etwas vorzulesen, verließ, er stockte und stotterte und sich so seine Demenz, an der er über die Jahre ohne Sprache und Gedächtnis hinweg verdämmerte, offenbarte; abgesehen auch davon, dass die Stiftskirche, in der einst die Universität Tübingen gegründet wurde und die sozusagen deren erster öffentlicher Raum war, zum Tübinger Öffentlichkeitsspieler- und Nutzer Walter Jens doch wunderbar passt: Es ist ein seltsam Empfinden, wenn jenseits aller Rhetorik und jedes Meinens und Polemisierens und Kritisierens, jedes Forschens und Ergründens und jeder Buchgelehrsamkeit ein Satz in die vollbesetzte Kirche fährt: „Liber scriptus proferetur“ (Und ein Buch wird aufgeschlagen, treu darin ist eingetragen jede Schuld auf Erdentagen), wo sich dann „solvet saeclum in favilla“ (das Weltall sich entzündet) und „quantus tremor est futurus“ (ein Graus wird sein und Zagen).

Wetten dass der Autor stolz ist auf diesen Satz? Dass er stolz ist, dass ihn nur wenige verstehen? Dass er stolz ist, dass er klüger als alle, die nur kurze Sätze schreiben?

Trotzdem taugt der Satz für jeden Volontärskurs: Wie zertrümmere ich einen Schachtelsatz?

In demselben Text findet sich auch dieser Satz – ohne Semikolon und Doppelpunkt -, der es auf 54 Wörter bringt:

Der Rhetorikprofessor, Schriftsteller, Polemiker, republikanische Redner, Sich-überall-Einmischer, Pazifist, Praeceptor, Germaniae, Akademiepräsident, Homo politicus, Essayist, Linker und Großaufklärungsgrundbesitzer scheint auf dem Zauberberg am Neckar, den er – eine Mischung aus Nathan der Weise, Vater Courage und wenigstens Worte, wenn schon nicht Wirklichkeiten verändernder Prospero – über Jahrzehnte beherrschte, doch irgendwie eine Figur respektvoll anerkannter Vergangenheit zu sein.

Wer hat das Verb im Hauptsatz entdeckt? Es ist „scheint“ – mittendrin, schlapp und unscheinbar muss es sich gegen starke Hauptwörter durchsetzen wie Polemiker, Linker und das 27-Buchstaben-Wort Großaufklärungsgrundbesitzer. Da haben wir den Anwärter auf die Meisterschaft des längsten Wortes auch schon gefunden.

Beide Sätze erschienen in „Das letzte Wort“, FAZ 18. Juni 2013.

Wer entdeckt noch längere Sätze?

Luther, Goethe und der Starkregen (Friedhof der Wörter)

Geschrieben am 23. Juni 2013 von Paul-Josef Raue.
0 Kommentare / Geschrieben am 23. Juni 2013 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, Friedhof der Wörter.

„Himmel, Arsch und Starkregen!“ ist kein Fluch, denn Starkregen ist – im Vergleich mit Himmel und Arsch – ein schwaches Wort. Doch der „Starkregen“ war in den vergangenen Wochen eines der am meisten genutzten Wörter; im Wetterbericht stand es an erster Stelle.

Doch wir haben ein starkes Wort, ein Gefühls-Wort, das in Vergessenheit gerät und dem schwachen Starkregen weicht: Wolkenbruch. Vor einem halben Jahrtausend schlüpfte es in die deutsche Sprache.

Martin Luther schwankte noch, gebrauchte erst die damals geläufige „Wolkenbrust“ – wenn er beispielsweise in seinen Tischreden gegen den Oberchristen in Rom wetterte: „Da ist der Papst mit seinen schädlichsten Traditionen herein gefallen wie eine Wolkenbrust und Sündflut.“

Später wechselte Luther zum modernen „Wolkenbruch“, wenn er dem Volk ins Gewissen redete: „Dich überfallen hier nicht allein Tropfen, sondern eitel Wolkenbrüche mit Sünden.“

Paracelsus war ein berühmter Arzt und Zeitgenosse von Luther. Als er vom Aufplatzen einer Wunde sprach, das er „Platz“ nannte, verglich er es so: Ein Platz geschieht wie ein Wolkenbruch.

Drei Jahrhunderte später machte sich der Dichter Friedrich Hebbel seine Gedanken über die leere Speisekammer: „Hat man nichts zu Hause, so kommen die Gäste wie Wolkenbruch und Hagelschlag.“ Übrigens sah man im Wolkenbruch eine Zeit lang eine Frau: Die Wolkenbruch.

Enden wir das Loblied auf den Wolkenbruch mit einem Fluch des Weimarer Dichters Goethe, zu entdecken in einem seiner Lustspiele: „Wolkenbruch und Hagel!“ Und eben kein Starkregen.

Thüringer Allgemeine, Montag, 24. Juni 2013

Der 17. Juni, BILD – und die „DDR“ in Tüttelchen (Friedhof der Wörter)

Geschrieben am 16. Juni 2013 von Paul-Josef Raue.

Sprache fällt nicht vom Himmel und nur selten aus dem Maul des Volks. Sprache wird öfter von Politikern, aber auch von Journalisten manipuliert; sie ist selber ein Politikum.

Wer in Artikel von westdeutschen Zeitungen schaut, die nach dem 17. Juni 1953 erschienen, liest selten von der „DDR“, sondern von der „Sowjetzone“, der „SBZ“, der „ Ostzone“ oder einfach von der „Zone“. Das Wörterbuch der Akademie der Wissenschaften in Berlin-Brandenburg nennt die Wörter Ostzone und Zone „derb“, der Duden nennt sie „veraltet, oft abwertend“.

Der Duden hat Recht. Wer von der „Zone“ schrieb oder sprach, der meinte: Die Bürger sind nicht frei, leiden noch unter der Knute der sowjetischen Besatzer – im Gegensatz zur freien Republik im Westen, die sich weitgehend von den Besatzern abgenabelt hat. Sprache verrät die Haltung.

In der Bildzeitung oder in der „Welt“ schrieben die Journalisten bis in den Sommer 1989 hinein die „DDR“ mit Tüttelchen – als ein Zeichen, so der Chefredakteur, „für unseren Standpunkt zu Freiheit und Selbstbestimmung“. Deutlicher kann man nicht festlegen, dass Wörter politisch sind und ein Mittel im Meinungs-Streit – auch gegen die Wirklichkeit.

Als „Welt“ und „Bild“ im August 1989 die „DDR-Tüttelchen“ abschafften, schrieb Altbundeskanzler Helmut Schmidt: Der Versuch hat sich überlebt habe, Journalismus gegen die Wirklichkeit zu betreiben.

Die Süddeutsche Zeitung konnte ihre Ironie nicht halten und kommentierte „Den Staatslenkern des real existierenden Sozialismus wird schon etwas fehlen, wenn sie zum ersten Male ungeschützt in ‚Bild‘ entdecken werden – die DDR, ganz nackt!“ Die Bildzeitung blieb
ungerührt: „Wir ändern die Schreibweise, nicht die Überzeugung.“

Die DDR-Staatsführung und die SED-Zeitungen wehrten sich auf ihre Weise und nannten den Westen: „BRD“. Und wer im Westen „BRD“ schrieb, wurde überführt als Kommunist und Verfassungsfeind.

Und das Volk, dem wir abschließend aufs Maul schauen, sprach schlicht von „drüben“ – was auf beiden Seiten funktionierte und richtig war und ist, bis heute.

Thüringer Allgemeine 17. Juni 2013 (Kolumne Friedhof der Wörter)

Studie: Jeder Zweite versteht keine Anglizismen

Geschrieben am 14. Juni 2013 von Paul-Josef Raue.

Journalisten, die ihre Leser mögen, wissen es: Vermeide Anglizismen, wenn du verstanden und gelesen werden willst! Jetzt gibt es auch einen Beweis: Über 47 Prozent haben keine oder nur geringe Kenntnisse der englischen Sprache nach einer Studie der GfK für Wall Street English. Nimmt man noch all die dazu, die mittelmäßig die englische Sprache beherrschen, dann sind es fast drei Viertel.

Es gibt also keinen Grund, Anglizismen zu nutzen – es sei denn Journalisten wollen ihre Leser nicht respektieren, wollen nur Ihresgleichen gefallen oder ihrer Faulheit nachgeben, ein verständliches deutsches Wort zu finden.

Ähnliches gilt für Politiker, die ihre Wähler nicht ernst nehmen wollen, und für Werber und Agenturen, die ihren zahlenden Kunden schaden, wenn sie mehr englische als deutsche Slogans erfinden. Also – come in and find out.

Quelle: Bild, 14. Juni 2013, Titelseite

Warum sind schwierige Wörter schwierig? – Die Addresse des Albatross (Friedhof der Wörter)

Geschrieben am 10. Juni 2013 von Paul-Josef Raue.
3 Kommentare / Geschrieben am 10. Juni 2013 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, Friedhof der Wörter.

Warum schreiben viele die „Adresse“ falsch: Addresse? Die englische Sprache führt in die Irre: Sie verdoppelt das „d“ zu „address“, das dieselbe Bedeutung hat wie die deutsche Adresse.

Vor einigen Jahrhunderten besetzten nicht englische Wörter die deutsche Sprache, sondern französische. Wer modern sein wollte im Weimar des 17. und 18. Jahrhunderts, der mischte französische Sprachbrocken in seine Rede – so auch die Adresse. Der Franzose schrieb und schreibt die Richtung, so die ursprüngliche Bedeutung von Adresse, mit einem „d“, und so gelangte sie in die deutsche Sprache.

Aber selbst Goethe kam in Weimar durcheinander und schrieb in einem Brief: „Haben Sie die Gütigkeit, und setzen meinen Vornahmen auf die Addresse“ – also verdoppelte das „d“ wie ein Engländer.

Auch andere Wörter schreiben wir nicht wie die Engländer, obwohl viele glauben, ein englisches Wort zu benutzen: Albatros, der Seevogel, bekommt im Englischen noch ein zweites „s“ am Ende – und gilt folglich auch als schwieriges Wort in unserer Sprache, zumal wir im Plural auch das „s“ verdoppeln: Albatrosse.

Kolumne der Thüringer Allgemeine, Montag, 10. Juni 2013

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